Blog von Johannes Lötzsch

Sigint10 Review

Tue, 25 May 2010

Tags: #SIGINT10, CCC, FIfF, Köln, Breitband

Die vergangenen Tage fand zum zweiten Mal die SIGINT statt. Sie ist eine vom CCC veranstaltete, jährlich in Köln stattfindende Konferenz für Hacker, Netzbewohner und Aktivisten, bei der im Vergleich zum Chaos Communication Congress kultur- und gesellschaftspolitische Entwicklungen noch stärker im Vordergrund stehen. Sie bietet ein Forum für den Austausch mit anderen in diesem Umfeld aktiven Gruppen und Projekten und soll insbesondere auch Gäste ansprechen, denen andere CCC-Veranstaltungen zu insider-lastig sind.

Mit ca 700 Teilnehmern ist die Veranstaltung eher familiär. Die Gäste verteilten sich sehr angenehm auf die 3 Vortragssäle, einen Workshopraum, das Hackcenter und das Foyer mit den Ständen der verschiedenen NGOs. Mit der Hardhack fand eine Veranstaltung für Bastellustige innerhalb der Sigint statt.

Besonders inspirierend fand ich die beiden Vorträge „Yes We Could: Hackers in Government“ und „Future 3.0“ von Nick Farr. Darin beschreibt er seine optimistischen Utopien für verschiedenste Bereiche (von Technologie über Kultur bis Ökonomie). Er zeigt Paradigmen (wie z.B. Dezentralisierung) auf, die in all diesen Bereichen gleichermaßen zu effizienteren, sichereren und stabileren Systemen führen könnten. In diesem Zusammenhang argumentiert er, dass mehr Hacker mit ihren Fähigkeiten (z.B. komplexe Systeme analysieren, Bugs aufzufinden, sich für die Behebung der eigentlichen Schwachstellen einsetzen) als Entscheidungsträger für unsere Gesellschaft benötigt werden. Gleichzeitig karikiert er Hacker und Politiker (viele erfolgreiche Politiker haben ihre Karriere als oberste Priorität und können höflich und erfolgreich lügen; Hacker sind eher Idealisten, die auf der oft unangenehmen Wahrheit bestehen) und stellt zur Diskussion, ob es erfolgreiche Politiker mit den gewünschten Hackerfähigkeiten geben kann.

Ebenfalls spannend und aus dem Bereich Ethik waren die Vorträge über Antropofagia inclusive einem „Manifest der Aneignung“ und ein Vortrag über Whistleblowing bei dem ich über die aktuelle Rechtslage ins grübeln gekommen bin.

Natürlich hat es auch an guten Vorträgen über aktuelle IT-Großprojekte mit Überwachungspotential nicht gemangelt. Neben ELENA („Das Beispiel ELENA - Sichere Verschlüsselung ist möglich - aber ist sie auch politisch gewollt?“ und „Die Verfassungsbeschwerde in Sachen ELENA“), „Digitaler Steuerbürger“ und „Unter dem Radar - Das Zensusgesetz 2011“ war besonders der Vortrag über INDECT über das gleichnamige Überwachungsprogramm der EU spannend.

Als IT-Projekt, dass die Gesellschaft positiv verbessern könnte, wurde „Interaktive Demokratie mit LiquidFeedback“ besprochen und ausprobiert.

Aus dem technischen Bereich habe ich beim Workshop zu „Intel x86 Bootstrapping“ (Materialien können hier geclont werden) und bei dem Vortrag über „Botnets in 2010“ am meisten gelernt.

Ebenfalls sehr schön war es, die Leute vom FIfF mal etwas besser kennen zu lernen.

Die Aufzeichnungen der Vorträge sollen in den nächsten Wochen online gestellt werden…

Schon online ist die Live Sendung auf Breitband von der Sigint.

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