Blog von Johannes Lötzsch

Handyortung — Ich weiß immer wo du bist!

Wed, 19 Aug 2009

Tags: Handyortung, Bewegungsprofil, Vorratsdatenspeicherung, Peter Schaar, 1984, Auf Nummer sicher, Freiheit statt Angst

Wer ein eingeschaltetes Handy mit sich herumträgt sollte wissen, dass sein Mobilfunkprovider aufgrund der Funktionsweise des Handynetzes immer über den aktuellen Standpunkt des Telefons informiert ist. Das ist schon lange bekannt, wer es etwas genauer wissen will, kann es in der Datenschleuder nachlesen.

Einige von der Sorte die schnell mal als paranoide Verschwörungstheoretiker abgetan werden, warnen schon seit dem es die „Cell Phones“ gibt vor den Gefahren. Es ist anzunehmen, dass neben den Sicherheitsbehörden auch die organisierte Kriminalität und die Wirtschaft großes Interesse an den Standortdaten haben dürften. Mit den relativ einfach erstellbaren Bewegungsprofilen lässt sich viel Geld verdienen, aber auch aus reiner Neugier können sie interessant sein. Hier nur drei Beispiele:

  1. Ein Einbrecher möchte wissen, wann der Millionär im Urlaub ist…
  2. Mein Arbeitgeber oder meine Versicherung möchte wissen, wo ich mich aufhalte während ich Krank geschrieben bin…
  3. Meine Freundin möchte wissen, wo ich gestern Nacht war — am besten auch noch wer dort in der Nähe war…

Das diese „unter Misstrauen leidenden“ Kritiker (bezüglich des staatlichen Interesses an unseren Daten) leider wieder einmal recht behielten, hat sich spätestens mit der Vorratsdatenspeicherung bestätigt. Seit dem sind die Provider gesetzlich verpflichtet, die Standortdaten verdachtsunabhängig (!) von jedem Bürger zu speichern und bei Bedarf den Ermittlungsbehörden zur Verfügung zu stellen.

Das es positiv sein kann, wenn die Polizei mit richterlicher Erlaubnis bei konkretem Bedarf herausfinden kann, wo sich eine gesuchte Person befindet ist nachvollziehbar. Ich habe es selber erlebt, als eine damals gute Freundin von zu Hause abgehauen war und auf diese Weise wiedergefunden wurde. Eine Vorratsdatenspeicherung halte ich jedoch für unnötig und gefährlich (weil die Daten schneller als gedacht in falsche Hände kommen können)! Sie wurde mit dem Argument „Terrorismusbekämpfung“ aber auch den anderen Floskeln („Bombenbauer“, „Pädophile“, „Rechtsextreme“, „Hetzpropagandaschreiber“ … „und Hacker“) von Politikern von denen die meisten nichts vom Thema verstehen beschlossen. Obwohl sie Wert auf die eigene Privatsphäre legen, werden solche Gesetze beschlossen, die zum Gläsernen Bürger führen.

Jede Privatperson kann jedes Handy orten

Leider bleiben diese sensiblen Daten nicht „nur“ beim Staat, denn auch die Wirtschaft will von ihnen profitieren. Wie immer wenn Daten gesammelt werden, entstehen damit neue Begehrlichkeiten, denen meist früher oder später nachgegkommen wird. Unvorstellbar, aber mittlerweile kann jeder diesen „Dienst“ nutzen um damit beliebige Personen ohne ihr Einverständniss auszuspähen !!!

Aber lest selbst: unser Bundesdatenschutzbeauftragter Peter Schaar beschreibt es in seinem Blog!

Ich hoffe nur, dass dieser Skandal Beachtung findet und zu angemessenen Konsequenzen führt…

1984 — Willkommen im Informationszeitalter

Auf dem 24C3 (also zur Einführung der Vorratsdatenspeicherung) haben wir unseren Mitmenschen einen „Guten Rutsch ins Jahr 1984“ gewünscht — Traurig, dass Orwells Imagination zur Realität geworden ist :(

An dieser Stelle noch eine Filmempfehlung: Auf Nummer sicher ist ein genialer Film, der das neue Zeitalter faszinierend reflektiert. Da bleibt nur hoffen und kämpfen, dass der letzte Bruchteil Fiktion dieses Films nicht auch noch Realität wird…

PS: Vielleicht versteht ja jetzt der ein oder andere von Euch etwas besser, warum ich es als „Freiheit“ bezeichne wenn ich nicht immer mein (eingeschaltetes) Handy mit mir rumtrage ;)

  Flattr this
Feedback, Korrekturen, Fragen & Input bitte an blog@johannesloetzsch.de

Subscribe this Feed… Valid XHTML 1.0 Strict CSS ist valide! Flattr this