Blog von Johannes Lötzsch

Die neusten Einträge:

Moskau 2.0 :)

Sun, 01 Aug 2010

Tags: Moskau, Urlaub, gute Laune ;)

Die Semesterferien haben für mich gestern begonnen — Zeit endlich mal wieder zu bloggen…

…und der lange erwartete Zeitpunkt um erneut in einen schönen Urlaub zu starten…

Der erste Tag war gefüllt mit schönen Eindrücken. Bereits im Flieger habe ich eine faszinierende Person kennengelernt: einen Politikwissenschaftsstudent aus Aserbaidschan, welcher auf dem Rückweg von einem halbjährigen Praktikum im Bundestag war. Mich erstaunte wie detailiert er über aktuelles Geschehen in deutscher Politik, europäischer Wirtschaft und komplexen Zusammenhängen in unserer gemeinsamen Welt informiert war — Ein spannender Gesprächspartner mit dem ich hoffentlich in Kontakt bleibe.

Der Weg vom Flughafen in die Stadt wurde mir von zwei sympathischen Stewardessen versüßt — Die kontaktfreudigkeit der vieler Russen ist echt klasse (oder sollte ich lieber sagen dass ich es schade finde das viele Deutsche so zugeknöpft sind?)

Anschließend konnte ich endlich viele meiner russischen Freunde wiedersehen — ich habe mich sehr willkommen gefühlt und freue mich entsprechend auf die nächsten Wochen…

Das unangefochtene Highlight war die Hochzeit von zwei guten Freunden (ehemaligen Kommilitonen). Die Feier war geprägt durch ein gut geplantes, fast pausenloses aber sehr abwechslungsreiches Kulturprogramm. Das glückliche Brautpaar stand dabei ganz im Mittelpunkt, mir wurde aber auch wieder deutlich, dass die Großfamilie in Russland noch eine viel größere Rolle als bei uns spielt. In diesem Fall handelt es sich um eine gesunde Familie voller Harmonie und Nächstenliebe — Das klingt vielleicht gerade alles etwas ausgeschmückt, aber ich kann nicht anders, bin total begeistert — keine Ahnung wie eine Traum{hochzeit|familie} aussieht wenn nicht so. Die verschiedensten Charaktere der anwesenden Familienmitglieder und Freunde konnten jederzeit individuell ihren Bedürfnissen nachgehen (wahlweise speisen, saufen, spielen, tanzen oder sich gemütlich unterhalten) und dennoch war offensichtlich wie alle trotz ihrer Unterschiede zusammengehörten ohne sich an den Abweichungen zu den anderen zu stören :)

Für so lange im Zentrum Moskaus günstig unterzukommen ist nicht ganz trivial. ^^ Einer meiner Freunde hat mir für wahrscheinlich unschlagbare 190руб einen Platz in einem Arbeiterwohnheim besorgt. Luxeriös ist was (ganz)anderes, ich teile mir mit 8 anderen ein höchstens 20m² großes Zimmer — Die anderen sind alles ziemlich arme Arbeiter und haben mich erstmal recht erstaunt gemustert. Meine Kleidung (ich kam direkt von der Hochzeit) hat erstmal zu etwas Skepsis geführt; im Vergleich fehlende Muskeln und Bräune und die statt dessen vorhandene Brille hat sofort dazu geführt dass ich als „Schreiberling“ erkannt wurde. Dennoch kommen wir gut miteinander klar, zwar sind die Umgangsformen in dieser Kaste etwas anders als gewohnt; freundlich und hilfsbereit sind sie aber.

Etwas anstrengend sind die Temperaturen (im Schatten knapp unter der 40° Marke) und der durch die Brände verursachte Smog — Es erinnert mich etwas an die Ankunft in Johannesburg (mit dem Unterschied dass dort Müll auf der Straße verbrannt wurde).

Wenn ich nicht genau wüsste dass ich gerade erst angekommen bin, könnte ich aufgrund der vielen Ereignisse gar nicht sagen wie lange ich schon hier bin — Habe mich schon wieder gut eingelebt :)

Hier noch Bilder von meinem Morgenspaziergang:
Der alte Moskauer Fernsehturm ist ein architektonisches Meisterwerk — siehe Wikipedia…
Schuchow-Radioturm

Und Blumen … wie sie in Moskau so häufig anzutreffen sind ;)
Blumen im Gorki-Park

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Fairtrade Club-Mate :)

Fri, 04 Jun 2010

Tags: KIF, FairTrade, Club-Mate

Wie berichtet hatte die Konferenz der Informatikfachschaften ein Aufforderungsschreiben an das Club-Mate-Team verfasst, indem gebeten wurde über Fairtrade nachzudenken.

Ich hatte das Schreiben an die Brauerei abgesendet und habe jetzt folgende Antwort vom Geschäftsführer erhalten:

Sehr geehrter Herr Lötzsch,

vielen Dank für Ihre E-Mail.
Wir achten stets darauf das unser Mate-Lieferanten faire Verträge bekommen. Momentan sind wir tatsächlich dabei ein Fairtrade-Abkommen zu überprüfen.
Wenn es so weit ist, werden wir das natürlich auch auf unserer Homepage veröffentlichen. Ich hoffe geholfen zu haben und verbleibe

Mit freundlichen Grüßen
Marcus Loscher

…Da schmeckt es ja gleich nochmal so gut :)

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Flattr und Datensparsamkeit

Thu, 03 Jun 2010

Tags: Flattr, Social Payment, Flatrate, Datensparsamkeit, Dynamisches Nachladen

Was ist Flattr und warum ist es toll?

Flattr ist eine neue Möglichkeit komfortabel Kleinspenden zu tätigen. Das Konzept ist gleichermaßen einfach und verzückend: Jeder Teilnehmer legt einen Betrag fest, den er monatlich spenden möchte und überweist diesen. Danach kann er per Mausklick beliebig viele Dinge (z.B. Podcasts, Blogs, Software Projekte, Provider, NGOs, …) auswählen, die er gerne unterstützen möchte. Am Ende des Monats wird die Spende gleichmäßig an die gewählten Empfänger verteilt. Wer mehr dazu wissen will kann sich dieses Video anschauen oder direkt bei Flattr nachlesen

Flatter vereint die Vorteile von Micropayments (Nutzer können sich mit kleinen Beträgen an etwas beteiligen, dass sie unterstützenswert halten) und Flatrates (Kosten sind gedeckelt). Die Empfänger können sich neben der finanziellen Unterstützung auch über die Anerkennung freuen und haben eine Möglichkeit, die Wertschätzung einzelner Leistungen (z.B. verschiedene Blogeinträge) untereinander zu vergleichen.

Mit Flattr steht endlich ein geeigneter Dienst für viele Spenden im Centbereich bereit — Wenn die Beteiligung hoch genug ist könnten viele ehrenhafte Projekte, welche Dienste frei zur Verfügung stellen, davon profitieren. Spaß macht es auch noch und sowieso ist Geben seliger denn Nehmen — Also macht mit ;)

Flattr und Datensparsamkeit

Es gibt zwei Möglichkeiten die Flattr-Buttons auf seiner Seite einzubinden: Standardmäßig werden sie per JavaScript von flattr.com nachgeladen. Das ist etwas unschön, denn so weckt man bei Flattr die Begehrlichkeiten alle Seitenaufrufe auszuwerten. Deutlich besser ist die komplett statische Variante, bei der kein JavaScript benötigt wird und das Bild des Buttons vom lokalen Server verwendet wird — So erfährt flattr.com nur vom Klick auf den Button, jedoch nicht von anderen Benutzern. Kleiner (aber wie ich finde verschmerzbarer) Nachteil der statischen Variante ist, das der Counter (wieviele diesen Button schon benutzt haben) nicht angezeigt werden kann.

Neue Inhalte bei Flattr hinzuzufügen geht ebenfalls auf zwei Varianten: Entweder direkt durch das genannte JavaScript oder im eigenen Profil unter dem Punkt „Submit Thing“. Erstere Möglichkeit ist zugegebener Maßen deutlich komfortabler da es automatisch geht — wer hat schon Lust jeden Blogpost per Hand anzumelden…

Meine Lösung auf die schnelle war es, bei dem Klick auf den statischen Button auf eine Seite mit der JavaScript-Variante zu linken. Die schönere Lösung wäre sicherlich das Script (http://api.flattr.com/button/load.js) in leicht modifizierter Variante lokal vorzuhalten — Kann ich ja mal testen wenn gerade ein anderer Flattr-Nutzer neben mir sitzt…

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KIF Review

Sun, 30. May 2010

Tags: KIF, Ölkatastrophe, FairTrade, INDECT, Bildungspolitik

Ich sitze seit gestern Abend im (voraussichtlich noch sehr lange dauernden) Abschlussplenum der Konferenz der deutschsprachigen Informatikfachschaften. Parallel zu den ausführlichen Diskussionen möchte ich die Zeit nutzen um hier kurz zu beschreiben, was die KIF ist und vor allem mit welchen Themen wir uns diesmal beschäftigt haben.

Die KIF beschreibt sich selbst so: „Auf der Konferenz der Informatikfachschaften kommen Fachschaftmitglieder zusammen, um Erfahrungen auszutauschen, zusammen Probleme zu besprechen, deren Lösungen zu erarbeiten und gemeinsame Entschlüsse auf den Weg zu bringen. Durch einen gemütlichen, zeitlich ausreichenden Rahmen, fällt es den Teilnehmern leicht die anderen Fachschaften kennenzulernen und schon geknüpfte Kontakte aufrecht zu erhalten.“

Sie findet halbjährich an einer anderen Hochschule statt, dieses mal ist sie gemeinsam mit der Konferenz der Mathefachschaften bei uns an der TU Dresden zu Gast. Nach einem Aufbautag (Dienstag) und einem Kulturtag (Mittwoch) beschäftigten sich die ca. 150 Gäste in den unterschiedlichsten Arbeitskreisen (AKs) und lebten in dieser Zeit in unserer Fakultät.

In der heutigen letzen Nacht findet das Abschlussplenum statt, in dieser werden die Ergebnisse besprochen. Zur Diskussion stehen/standen heute Nacht 6 Resulutionsentwürfe. Diese werden solange besprochen, bis sich auf einen Konsens geeinigt werden kann oder bis feststeht das dies nicht möglich ist.

„Resolution an das Loch“ des AK Ölkatastrophe

Die 38.0 Konferenz der Informatikfachschaften (KIF) fordert das Loch im Golf von Mexiko auf, unverzüglich die massive Umweltverschmutzung durch Einleiten von Öl ins Meer einzustellen.

Keine juristische Person zu sein, ist weder Entschuldigung noch Rechtfertigung für ein solches Verhalten.

Diese „Spaßreso“ wurde von einer Arbeitsgruppe vorgeschlagen, die sich mit der aktuellen Ölkatastrophe im Golf von Mexiko auseinandergesetzt hat. Die Reso karrikiert die Tatsache, dass sich die Beteiligten Konzerne gegenseitig die Verantwortung zuschieben.

In diesem Zusammenhang interessant ist auch das Totalversagen (Bestechlichkeit) der Kontrollbehörden. Mehr zum Thema gibt es in diesem Podcast.

Aufgrund der Ernstheit des Themas wurde sich im Plenum entschieden, diese Reso nicht zu verabschieden.

Resolution „Mate soll FairTrade werden“

Der AK „Weltrettung“ hat sich unter anderem mit Fairtrade beschäftigt. Folgendes Aufforderungsschreiben wurde an den Hersteller unseres lieblings Erfrischungsgetränks („Hackerbrause“) geschrieben:

Liebes Club-Mate-Team,

die 38,0. Konferenz der deutschsprachigen Informatikfachschaften (KIF) stellt fest: Wir trinken ziemlich viel Club-Mate. Damit ist es gewissermaßen unsere Verbraucherpflicht, Euch über unsere Vorliebe für fair gehandelte Produkte zu informieren.

Wir bitten Euch, Fairtrade in Eurer Konzept miteinzubeziehen.

Also, auf gehts!
Wir würden uns über eine Antwort freuen.

Mit sonnigen Grüßen aus Dresden,
eure Informatik-Fachschaften

Auch wenn es zu diesem Zeitpunkt die Sonne nicht mehr, aber auch noch nicht wieder schien: Die Forderung wurde vom Plenum bestätigt.

Resolution zum „Ewigen Frühstück“

Als eigener Beitrag zu Fairtrade würde noch eine weitere Reso verabschiedet:

Die 38,0. Konferenz der deutschsprachigen Informatikfachschaften (KIF) ruft die Organisatoren der nachfolgenden KIFs dazu auf, beim Ausrichten der Konferenzen mehr Wert auf ökologische und ethische Gesichtspunkte zu legen. So sollte insbesondere bei den Lebensmitteln für das "Ewige Frühstück" verstärkt auf Bio- und Fair-Trade-Produkte geachtet werden.

Das „Ewige Frühstück“ ist unser die ganze Konferenz andauerndes ganztägiges Buffet.

Resolution gegen INDECT

INDECT ist eine Abkürzung für "Intelligent information system supporting observation, searching and detection for security of citizens in urban environment" (Intelligentes Informationssystem, das Überwachung, Suche und Erkennung für die Sicherheit von Bürgern in städtischer Umgebung unterstützt). Das ist ein von der Europäischen Union im Rahmen des 7. Forschungsrahmenprogramms mit vielen Millionen Euro finanziertes Projekt, an welchem auch deutschsprachige Hochschulen wie die Uni Wuppertal oder die FH Wien teilnehmen.

Mithilfe von Data Mining sollen Daten aus verschiedenen Quellen wie Überwachungskameras, diversen vorhandenen Datenbanken der Mitgliedsstaaten sowie Daten aus dem Internet (Kommunikationsüberwachung und Webcrawling z.B. von sozialen Netzwerken) zusammengeführt und analysiert werden. Ebenfalls ist die Durchsuchung von Privat-PCs (EU-Trojaner) vorgesehen. Ziel ist die Erkennung und Bekämpfung „abnormalen Verhaltens“ von Bürgern.

Die 38,0te Konferenz der Informatikfachschaften (KIF) ist der Meinung, dass Hochschulen keinerlei Forschungsaufgaben übernehmen sollten, welche wie INDECT konzeptionell mit geltendem Datenschutz- und Verfassungsrecht im Widerspruch stehen. Es darf nicht sein, dass die Hochschulen eine Entwicklung zu einer Übewachungsgesellschaft fördern, welche die Bürger zur Konformität zwingt. Wir wollen, dass die Ergebnisse dieser Forschungen veröffentlicht und nicht wie bei INDECT den EU-Bürgern vorenthalten werden, obwohl diese von den EU-Plänen massiv betroffen sind.

Die KIF fordert von der Politik, den Bürgern nicht länger durch verdachtsunabhängige Überwachung mehr Sicherheit vorzugaukeln, sondern sich endlich wieder auf die Idee einer freiheitlichen demokratischen Grundordnung zu besinnen, in der die Privatsphäre der Bürger wieder einen hohen Stellenwert hat.

Diese Resolution des von Yoeak und mir geleiteten Arbeitskreises würde einstimmig verabschiedet.

Resolution zur Bildungspolitik

Die folgende Resolution ist das Ergebnis aus dem Wegstreichen nicht konsensfähiger Abschnitte aus einem ursprünglich noch umfangreicheren Vorschlages:

Die derzeit formulierte Zielsetzung der Bundesregierung zur Bildungspolitik ist nicht ausreichend.

Ein Ziel der Bildungspolitik soll sein, selbstbewusste und kritisch denkende Menschen auszubilden.

Die 38,0te Konferenz der Informatikfachschaften (KIF) fordert, dass Menschen ihr Leben lang entscheiden dürfen, zu lernen. Der Staat soll jede dahingehende Eigeninitiative unterstützen, unabhängig von Alter und Vorbildung.

Nur lebenslanges Lernen ermöglicht, dass Personen global und unabhängig denken und ethisch und moralisch ihre Möglichkeiten voll nutzen.

Bildung ist unser höchstes Gut.

Im Einzelnen fordert die 38,0te KIF insbesondere die Einrichtung von verfassten Studierendenschaften an allen deutschsprachigen Hochschulen, sowie die konkrete Umstetzung der folgende Vorschläge:

Allgemeine Forderungen

Bildung soll in allen Bereichen kostenlos sein. Der Zugang zu Lehre und Lehrmitteln darf nicht von der eigenen finanziellen Situation beschränkt sein. Benachteiligungen sollen durch Beratung und Unterstützung ausgeglichen werden. Diese Angebote sollen transparent und frei zugänglich sein.

Wir fordern die Umsetzung des durch Bologna angedachten problemlosen Wechsels der Ausbildungsstätte mindestens innerhalb des gesamten Bundesgebietes.

Die Bundesländer haben kein gemeinsames Bildungskonzept. Wir fordern daher die Entwicklung eines gemeinsamen Bildungskonzepts für alle Hochschulen.

Der Wohnsitz im Bundesgebiet soll nicht über die Qualität der Bildung bestimmen dürfen.

Gestaltung der Lehre

Weiterhin fordern wir ein ausgewogenes Verhältnis von Praxis und Theorie im Lehramtstudium und eine frühere Konfrontation der Studierenden mit ihrem späteren Berufsfeld.

Lehrkräfte sollen nach ihrem Studium an den Hochschulen weitergebildet werden. Eine rein privatwirtschaftliche Weiterbildung ist nicht ausreichend.

Lehrer, Dozenten und studentische Tutoren haben unterschiedliche Verantwortung in der Lehre und müssen dementsprechend angemessen didaktisch ausgebildet beziehungsweise geschult werden.

Wir fordern die Gestaltung der Lehre unter der Einbeziehung von Didaktikfachkräften, Lehrenden und Studierenden aus allen Bereichen.

Das Betreuungsverhältnis soll verbessert werden.

Wir fordern, dass geplante Lehrangebote an der Uni auch bei geringer Teilnehmerzahl stattfinden, statt sie zu streichen.

Resolution des AK Teilzeitstudium

Ein individuelles Teilzeitstudium sollte für alle möglich sein, weil jeder Mensch die Möglichkeit haben sollte, sein Leben weitesgehend selbst zu bestimmen und der eigenen Lebenssituation anzupassen. Dies unterstützt auch die Idee des lebenslangen Lernens.

Das Plenum ist jetzt 5:18h vorbei. Meine Wette (auf der zu jeder KIF existierenden Wettliste) lautete auf 5:23h — leider gab es jemand anderes, der mit 5:21h noch besser geschätzt hatte^^

Jetzt kann ich mich bis 8h ausruhen — dann beginnt meine nächste Schicht — Es gibt viel aufzuräumen bevor wir die Fakultät zurück an die Fakultätsleitung übergeben können…

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„JMStV und freie Sofware — zwei Debatten zur Netzpolitik im sächsichen Landtag“

Wed, 26 May 2010

Tags: JMStV, freie Software, SLT, Micu

Micu hat in seinem tollen Blog heute einen sehr informativen Eintrag über die Landtagsdebatten zum Jugendmedienschutz-Staatsvertrag und über freie Software geschrieben :)

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Welchen Servern muss ein DNSSEC-Client vertrauen?

Wed, 26 May 2010

Tags: DNSSEC, Angriff, Keyserver-Hierarchie, Redundanz, Kontrolle

In der gestrigen Pentaradio-Sendung ging es um das Domain Name System (das „Telefonbuch des Internets“, welches leicht einprägsame Domainnamen wie pentamedia.c3d2.de. in IP-Adressen wie 78.46.96.112 übersetzt).

Gegen Ende haben wir auch das Thema DNSSEC angeschnitten; dabei handelt es sich um eine Erweiterung, die Authentizität und Integrität von Transaktionen sicherstellen soll.

Zum Schluss hat Astro noch eine Idee zu einem möglichen Angriff auf DNSSEC geäußert: Wenn eine Internetzensur von der Regierung beschlossen wird, dann könnten sie die DENIC anweisen, die Schlüssel der zu zensierenden darunter liegenden Domains zu fälschen. Ich habe nicht sofort verstanden wie er sich diesen Angriff genau vorstellt, es mir aber nach der Sendung nochmal erklären lassen und über Abwehrmaßnahmen nachgedacht. Im folgenden meine Gedanken zu diesem Szenario — Anmerkungen sind willkommen (jabber, mail oder öffentlich per twitter)…

Der Angriff funktioniert so: Er geht davon aus, dass sich einer der authoritativen Nameserver einer Zone, die Teilmenge der angegriffenen Domain ist, am Angriff beteiligt (in unserem Beispiel soll sich der für de. zuständige NS am Angriff gegen c3d2.de. beteiligen). Wenn dieser einen falschen DNSKEY für eine Anfrage zurück gibt, können beliebig gefälschte Antworten mit dem zu DNSKEY gehörigen privaten Schlüssel signiert werden. Ein DNSSEC-Client muss immer allen beteiligten authoritativen NS vertrauen können.

Eine triviale Möglichkeit dieses Problem zu Lösen stellt redundante Auslegung der kritischen (Key-)Server dar. Wenn für jede Zone mindestens ein unkompromittierter befragt wird, können Angriffe sicher entdeckt werden.

Für den Inhaber der betroffenen Domain gibt es eine weitere Variante um Fälschungen aufzudecken: Da er selbst die richtige Antwort kennt, kann er einfach die korrekte Funktionsweise aller authoritativen NS für seine Domain testen. Wenn mit Hilfe eines geeigneten Verfahrens (auf digitale Signaturen basierend) eine gefälschte Antwort nachgewiesen werden kann, wird dadurch die Authentizität des betreffenden NS widerlegt sein — Er kann rechtlich belangt werden und die Glaubwürdigkeit des betreffenden Unternehmens sollte ersthaft geschädigt sein. Ein kommerzieller Anbieter (zu dem Alternativen bestehen) wird ein solches Risiko mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht eingehen.

Fazit:

Der beschriebene Angriff ist prinzipiell möglich und muss unbedingt bedacht werden! Bei ausreichender Beachtung (Kontrolle) sollten er jedoch in der Praxis keine große Verbreitung finden.

Für alle die selber Lust haben etwas mit DNSSEC rumzuspielen, kann ich die Materialien des Workshops auf den letzten Chemnitzer Linuxtagen weiterempfehlen…

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Sigint10 Review

Tue, 25 May 2010

Tags: #SIGINT10, CCC, FIfF, Köln, Breitband

Die vergangenen Tage fand zum zweiten Mal die SIGINT statt. Sie ist eine vom CCC veranstaltete, jährlich in Köln stattfindende Konferenz für Hacker, Netzbewohner und Aktivisten, bei der im Vergleich zum Chaos Communication Congress kultur- und gesellschaftspolitische Entwicklungen noch stärker im Vordergrund stehen. Sie bietet ein Forum für den Austausch mit anderen in diesem Umfeld aktiven Gruppen und Projekten und soll insbesondere auch Gäste ansprechen, denen andere CCC-Veranstaltungen zu insider-lastig sind.

Mit ca 700 Teilnehmern ist die Veranstaltung eher familiär. Die Gäste verteilten sich sehr angenehm auf die 3 Vortragssäle, einen Workshopraum, das Hackcenter und das Foyer mit den Ständen der verschiedenen NGOs. Mit der Hardhack fand eine Veranstaltung für Bastellustige innerhalb der Sigint statt.

Besonders inspirierend fand ich die beiden Vorträge „Yes We Could: Hackers in Government“ und „Future 3.0“ von Nick Farr. Darin beschreibt er seine optimistischen Utopien für verschiedenste Bereiche (von Technologie über Kultur bis Ökonomie). Er zeigt Paradigmen (wie z.B. Dezentralisierung) auf, die in all diesen Bereichen gleichermaßen zu effizienteren, sichereren und stabileren Systemen führen könnten. In diesem Zusammenhang argumentiert er, dass mehr Hacker mit ihren Fähigkeiten (z.B. komplexe Systeme analysieren, Bugs aufzufinden, sich für die Behebung der eigentlichen Schwachstellen einsetzen) als Entscheidungsträger für unsere Gesellschaft benötigt werden. Gleichzeitig karikiert er Hacker und Politiker (viele erfolgreiche Politiker haben ihre Karriere als oberste Priorität und können höflich und erfolgreich lügen; Hacker sind eher Idealisten, die auf der oft unangenehmen Wahrheit bestehen) und stellt zur Diskussion, ob es erfolgreiche Politiker mit den gewünschten Hackerfähigkeiten geben kann.

Ebenfalls spannend und aus dem Bereich Ethik waren die Vorträge über Antropofagia inclusive einem „Manifest der Aneignung“ und ein Vortrag über Whistleblowing bei dem ich über die aktuelle Rechtslage ins grübeln gekommen bin.

Natürlich hat es auch an guten Vorträgen über aktuelle IT-Großprojekte mit Überwachungspotential nicht gemangelt. Neben ELENA („Das Beispiel ELENA - Sichere Verschlüsselung ist möglich - aber ist sie auch politisch gewollt?“ und „Die Verfassungsbeschwerde in Sachen ELENA“), „Digitaler Steuerbürger“ und „Unter dem Radar - Das Zensusgesetz 2011“ war besonders der Vortrag über INDECT über das gleichnamige Überwachungsprogramm der EU spannend.

Als IT-Projekt, dass die Gesellschaft positiv verbessern könnte, wurde „Interaktive Demokratie mit LiquidFeedback“ besprochen und ausprobiert.

Aus dem technischen Bereich habe ich beim Workshop zu „Intel x86 Bootstrapping“ (Materialien können hier geclont werden) und bei dem Vortrag über „Botnets in 2010“ am meisten gelernt.

Ebenfalls sehr schön war es, die Leute vom FIfF mal etwas besser kennen zu lernen.

Die Aufzeichnungen der Vorträge sollen in den nächsten Wochen online gestellt werden…

Schon online ist die Live Sendung auf Breitband von der Sigint.

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„Kriegsspiele — Wenn ferngesteuerte Maschinen ernst machen“

Mon, 17 May 2010

Tags: Drohnen, Waffenexporte, WarGames

Bei Deutschlandfunk lief gestern eine interessante Sendung über den militärischen Einsatz von Drohnen. Folgender Ausschnitt fasst die aus meiner Sicht wesentlichen Punkte zusammen: „Während US-Präsident Obama sich für eine Begrenzung der Nuklearwaffen einsetzt, rüstet er zugleich seine konventionelle Streitmacht hoch. Im ersten Jahr seiner Amtszeit hat er bereits mehr Raketen von Drohnen aus abfeuern lassen, als sein Amtsvorgänger Bush insgesamt. Das Budget ist massiv gestiegen, im Jahr 2010 sind 3,5 Milliarden allein für ferngesteuerte Flugzeuge eingeplant. Erstmals werden mehr Piloten für Drohnen ausgebildet als für herkömmliche Maschinen. Politiker, Soldaten und Lobbyisten verkaufen der Öffentlichkeit diese Entwicklung als sauberen High-Tech-Krieg.“

Ich wüsste gerne: Wieviele Deutsche wissen und befürworten, dass wir der drittgrößte Waffenexporteur sind? Wer weiß, dass Deutschland innerhalb von 10 Jahren die Ausführ der „Massenvernichtungswaffen der heutigen Kriegeverzehnfacht hat? Wer ist überhaupt noch bereit ernsthaft über solche Fakten selber nachzudenken und dagegen etwas zu unternehmen statt mitzuspielen?

Auch wissenswert finde ich dieses Zitat aus der Sendung: „Einer der Trends, der sich gerade entfaltet, ist das, was ich 'Militainment' nenne. Die Vermischung von Militär und Unterhaltung. Eines der beliebtesten Ego-Shooter-Spiele heißt 'America's Army'. Es wird vom US Militär bezahlt. Wer mitspielen will, muss seine Kontaktdaten hinterlassen, so dass das Militär sich mit ihm in Verbindung setzen kann.“

Da fällt mir nur ein: „The only winning move is not to play“…

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Aktuelles zum Finanzsystem

Tue, 11 May 2010

Tags: Flash Crash, Spekulation, Dow Jones, Euro-Rettungspaket, Steuergeschenke, Heiner Flassbeck, Paul Jorion

Neben dem Flash Crash, bei dem der Dow Jones (aufgrund der Eigendynamik eigenmächtiger Computer-Deals?) in wenigen Minuten um fast 10% einbrach und dem Bekanntwerden des „Euro-Rettungspaketes“, sowie der Einsicht bezüglich der Steuergeschenke direkt nach dem Schließen der Wahllokale in NRW, gab es diese Woche in den Medien auch sehr kritische Berichterstattung zu den Hintergründen.

Absolut empfehlenswert finde ich: „Wetten als Waffe - Berufsbild Spekulant“ bei hr2 Der Tag und die Gesprächsserie „Lehren aus der Hyperkrise“ mit den zwei Teilen „Verkehrsunfall oder Systemfehler?“ und „Zerstörerisches Geld“ mit Heiner Flassbeck und Paul Jorion.

Update:

Es gibt jetzt noch einen dritten Teil über Keynes.

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„Perspektiven deutscher Netzpolitik“

Mon, 29 Mar 2010

Tags: Netzpolitik, Urheberrecht

Es gibt mal wieder eine absolut hörenswerte Sendung des Medienradios. Diesmal geht es um Urheberrecht, Perspektiven d[eutsch]er Netzpolitik und die gleichnamigen Konsultationen beim Innenminister.

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Terroranschläge in Moskau

Mon, 29 Mar 2010

Tags: Terror, Moskau, aktuell.ru

Viel zu oft muss man in den Nachrichten über Terror hören :( Wenn die Anschläge immer wieder in den gleichen fernen Regionen geschehen, ist es nicht verwunderlich dass man abstumpft und die schrecklichen Berichte zunehmend ignoriert.

Ganz anders fühlt es sich an, wenn man nicht nur die Tatorte kennt, sondern auch Menschen mag die dort regelmäßig verkehren…

Es ist nachvollziehbar, wenn sich bei den Betroffenen neben Angst auch Gefühle wie Wut und Handlungsdrang breit machen. In solch einer Situation ist es besonders schwierig rational zu denken, den eigentlichen Problemen auf den Grund zu gehen und nach echten Lösungen zu suchen. Umso positiver überraschte mich heute Mittag dieser Beitrag auf aktuell.ru. Die „richtige“ Lösung kann nicht „Krieg gegen den Terror“ sondern nur ein echter Frieden sein, welcher hart erarbeitet werden muss.

Zur Frage nach dem Verhältnis zwischen Sicherheit und Freiheit passend, findet am 30.03. die Dresdner Europarunde über Datenschutz statt.

Update:

Eine sehr gute Sendung zu den Hintergründen im Kaukasus gibt es von hr2 Der Tag.

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Links zur Vorratsdatenspeicherung

Fri, 05 Mar 2010

Tags: Vorratsdatenspeicherung, Bundesverfassungsgericht, Sauerland-Gruppe

Nach langer Abwesenheit möchte ich heute mal wieder ein paar Links weiterempfehlen:

Zur Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über die Vorratsdatenspeicherung am Dienstag, gibt es eine sehr gute Berichterstattung durch das ZDF. Die Spezialsendung zur Urteilsverkündung gibt seltene aber interessante Einblicke in diesen wichtigen Bestandteil unserer Demokratie :)

Die Talksendung mit Bosbach, Padeluun und Peter Schaar zeigt mal wieder schön, wie viele Daten anfallen und wie verschieden die Bewertungen dieses Faktes ausfällt. Leider schweifen beide Seiten immer wieder von der eigentlichen Vorratsdatenspeicherung ab und schaffen es (wie so oft) nicht über einzelnen genannten Argumente im Detail zu sprechen. So zum Beispiel die extrem hohe Zahl der Fälle, in denen auf die Daten zugegriffen wurde — Aus meiner Sicht bestätigt sie einmal mehr die Kritik der Sachverständigen.

Im Zusammenhang mit dem genannten Prozess um die Sauerland-Gruppe möchte ich nochmal auf das hörenswerte Feature des DLF dazu erinnern…

PS: Eine Einschätzung über das Urteil, die mir sehr gut gefällt, gibt es vom FIfF.

PPS: Ich freue mich bald wieder häufiger mit euch über solche Themen diskutieren zu können :)

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Wer terrorisiert hier eigentlich wen?

Sat, 19 Dec 2009

Tags: Terrorhysterie, Umkehr der Unschuldsvermutung, Präventiver Gewahrsam

Es war einmal…

…eine Staatsmacht die ihren Bürgern misstraut und entscheidet „wer künftige Verbrechen verhüten will, ohne mit hellseherischen Fähigkeiten ausgestattet zu sein, muss auch Menschen observieren, denen keinerlei Fehlverhalten vorzuwerfen ist“…
…eine Exekutive die aufgrund von Herkunft und Religion darauf schließt wer potentieller Terrorist ist — wenn man sich mal irrt nicht so schlimm, Hauptsache „wir haben unser Bestes getan“…
…eine Judikative die entscheidet, dass präventiv weggesperrt werden darf wer seine Unschuld nicht beweisen kann, denn „An die Wahrscheinlichkeit eines Schadenseintritts sind umso geringere Anforderungen zu stellen, je größer und folgenschwerer der möglicherweise eintretende Schaden ist“…

Eine schlechte Utopie? Sowas gibt es nur in 1984, Fahrenheit 451 & Co?

Nein, leider nicht — Das war dieses Jahr in Deutschland!
Juli Zeh und Rainer Stadler haben sich diesen Fall nochmal etwas genauer angeschaut.

…Soweit zu meiner heutigen Leseempfehlung wie man als unbescholtener Bürger zum mutaßlichen Topterrorist wird…

Update:

Und noch so ein Fall

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Meinungsbildung

Thu, 17 Dec 2009

Tags: Meinungsbildung, SPD, Internetgesetze

Die meisten haben sich sicher schon des öfteren gefragt wie die Meinungsbildung (innerhalb von Parteien) funktioniert.

Einen lustigen Erklärungsversuch wie das bei der SPD funktionieren könnte gibt es bei netzpolitik.org ;)

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Einschränkung der Versammlungsfreiheit in Sachsen

Thu, 17 Dec 2009

Tags: Versammlungsfreiheit, Gesetzentwurf, Landtag Sachsen

Die Koalitionsparteien CDU und FDP wollen die Versammlungsfreiheit einschränken. „Mit dem Entwurf soll das Ziel der Koalitionsvereinbarung umgesetzt werden, das Versammlungsrecht zu ändern, um Extremisten in Sachsen deutliche Grenzen zu setzen.“. Das Ziel kann ich gut nachvollziehen, die Befürchtungen über die möglichen Auswirkungen sind aber (mindestens) genauso wenig von der Hand zu weisen.

Die Oppositionsparteien sind geschlossen gegen das Vorhaben. Die SPD fasst die Kritikpunkte schön zusammen:

Es stellt sich die Frage, (ob/)wann auch Gegendemonstrationen — die laut CDU in den letzten Jahren „zu erheblichen Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung“ geführt haben — verboten werden. Wie sind diese Störungen gegen die Grundrechte der Demokratie abzuwägen? Wo sind die Grenzen? Welche Meinungsäußerungen sollen künftig erlaubt oder verboten werden?

Linke und Piraten kritisieren den Entwurf und dass ausgerechnet die Koalitionsparteien bei den meisten Gegendemos durch ihre Abwesenheit auffallen.

Die Grünen haben jetzt für den 15. Januar 2010 zu einer Diskussion unter dem Motto „Ge(h-)denken ohne Versammlungsfreiheit?“ eingeladen. Ich werde aufgrund der räumlichen Distanz leider nicht dabei sein können. Würde mich aber freuen, wenn der ein oder andere von Euch sich mit dem Thema beschäftigt und einbringt…

…Den aktuellen Gesetzentwurf gibt es hier.

Update:

Allen, die sich weitergehend mit der Problematik beschäftigen möchten, kann diese Analyse von Johannes Lichdi empfehlen. Er setzt sich mit dem Gesetzentwurf juristisch auseinander und kommt mehrfach zu dem Schluß, dass der Entwurf (offensichtlich) verfassungswidrig ist.

Als ich das gelesen habe, kam mir ein böser Gedanke: Was wenn die Nazis erfolgreich gegen das Gesetz klagen? Klingt etwas wie das Debakel um das NPD-Verbot :/

Sein Schlusswort gefällt mir sehr gut: „Der Staat, der bestimmte Meinungsäußerungen verbieten möchte, offenbart seine eigene Unsicherheit. Er hat kein Vertrauen, dass die entsprechenden Meinungen in einer freien und öffentlichen Auseinandersetzung aufgrund ihrer moralischen Verkommenheit und intellektuellen Schlichtheit in den Hintergrund geraten.
Diesen Triumph sollte man den Feinden der Demokratie nicht gönnen!“

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…da helfen nur Hackertools ;)

Wed, 09 Dec 2009

Tags: PGP, Passphrase, Bruteforce

Heute war es mal wieder so weit: Ich habe eine verschlüsselte Mail bekommen und konnte mich nicht mehr vollständig an den Passphrase für meinen PGP-Key erinnern :/

Was tun? Ich habe ein kleines Script geschrieben, dass schnell mal sämliche Variationen die ich mir vorstellen konnte (18432 Stück) durchprobiert hat — ich musste nicht lange warten und hatte Erfolg :)

Falls es nochmal jemand braucht, hier ist es:

#!/bin/bash

function trial () {
	gpg --passphrase "$key" --decrypt encryptedFile 2>/dev/null
}

function success () {
	echo -e "\nKey found: $key";
	exit
}

COUNTER=0
for key in $@; do
	COUNTER=$(($COUNTER+1))
        echo "Trial $COUNTER of $#: $key"

	trial && success
done

echo "Finished without success :/" 

Als Argument nimmt es alle Kombinationen die durchprobiert werden sollen. Diese lassen sich schön per Brace Expansion spezifizieren. Hier ein Beispiel:

crackMyPGP.sh {d,D}as{i,I}st{e,E}in{kleines,nettes}Beispiel{,.,",",";","\!"}
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Offline2.0 ist Online

Wed, 18 Nov 2009

Tags: Offline, Fachschaft Informatik, TU-Dresden

Die zweite Ausgabe unserer, in diesem Jahr nach jahrelanger Pause wieder ins Leben gerufenen, Fachschaftszeitung „Offline“ ist jetzt Online verfügbar. Sie liefert wieder einen guten Querschnitt über die aktuellen uns (un-)mittelbar betreffenden und beschäftigenden Entwicklungen.

Neben dem Inhalt ist diesmal besonders das Layout beachtenswert: die Zeitschrift wurde komplett per LaTeX gesetzt. Die Sourcen dafür wurden unter GNU FDL zur Verfügung gestellt

Vielen Dank an die fleißigen Wiederbeleber der Offline!

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„Zeitbombe Staatsschulden“

Wed, 18 Nov 2009

Tags: Staatsschulden, Zinsen, Systemfehler

„Der Schuldenstand [Deutschlands] ist bis 2009 auf rund 1,7 Billionen Euro angewachsen [… davon resultieren …] etwa 90% aus den Zinszahlungen“

Diesen „Schildbürgerstreich“ und seine wichtigsten Hintergründe erklärt dieser Artikel kurz, gut verständlich aber dennoch (in meiner Wahrnehmung) recht exakt…

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Wie steht es um das deutsche Bildungssystem?

Wed, 18 Nov 2009

Tags: Bildungsstreik, Bildusgssystem, OECD, vorschulische Bildung, tertiäre Ausbildung, BIP, soziale Auslese, Investitionsbedarf

Der Bildungsstreik weitet sich aus (hier gibt es eine Karte der derzeit besetzten Unis) :)

…eine guter Zeitpunkt um sich mal ein paar Fakten über das deutsche Bildungssystem bewusst zu machen…

Von der OECD gibt es einiges spannende an Studien und Pressemeldungen. Im folgenden einige Zitate daraus:

  1. „Der Anteil privater Ausgaben in Deutschland ist besonders in der vorschulischen Bildung und der Schule hoch. Im Kindergarten (berücksichtigt werden hier nur Kinder ab 3 Jahre) liegt der durch private Gebühren finanzierte Anteil der Ausgaben mit 28,2% deutlich über dem OECD-Mittel von 20,2% […] Die hohen gesellschaftlichen Erträge eines guten frühkindlichen Angebots legen nahe, dieses Angebot auch weitgehend über öffentliche Mittel zu finanzieren.“
  2. „Eine leistungsfähige tertiäre Ausbildung ist ein strategischer Faktor für wirtschaftliches Wachstum und sozialen Fortschritt. In diesem Bereich gibt die internationale Position Deutschlands einigen Anlass zur Sorge“
  3. „Das Tempo beim Ausbau des tertiären Bildungssystems fiel in Deutschland auch in den letzten Jahren deutlich hinter den Durchschnitt im OECD-Raum zurück. Dadurch hat sich der in den achtziger und neunziger Jahren angestaute Rückstand tendenziell vergrößert.“
  4. „Die gesamten öffentlichen und privaten Ausgaben für Bildung lagen in Deutschland 2006 nach internationaler Abgrenzung bei 4,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, mit in den letzten Jahren rückläufiger Tendenz. Unter den [28] OECD-Ländern gaben 2006 nur die Türkei, die Slowakei, Spanien und Irland einen geringeren Anteil für Bildung aus.“ (Ich habe leider keine zuverlässigen aktuelleren Zahlen, kann mir aber nicht vorstellen, dass sich die letzten 3 Jahre etwas Grundlegend geändert hat. Hier steht, dass für 2009 2,9% des BIP veranschlagt wurden!)
  5. „in Deutschland [kommen] nur 32 Ingenieure auf 1000 Person eines typischen Abschlussjahrgangs, im OECD-Mittel sind es hingegen 44.“
  6. Es „kommen in Deutschland auf 100 Ingenieure (Fachhochschule und Hochschule) in der Altersgruppe 55-64 Jahr nur 90 Graduierte in der Altersgruppe 25–34 Jahre. In den 19 OECD-Ländern, für die Daten vorliegen, kommen im Schnitt auf 100 ältere Ingenieure 190 Berufseinsteiger.“
  7. „Während in Australien, Finnland oder Schweden 13 Prozent und mehr der 30 bis 39-Jährigen für ein Vollzeit- oder Teilzeitstudium eingeschrieben sind, sind es in Deutschland gerade einmal 2,5 Prozent. Nach der Türkei und Korea ist das der geringste Wert in der OECD.“
  8. „Anteil von Akademikerkindern an Hochschulstudenten 2,2 mal so hoch, wie es ihrem Bevölkerungsanteil entspricht. In Irland dagegen hat die akademische Bildung des Vaters so gut wie keinen Einfluss darauf ob ein Kind studiert oder nicht.“
  9. „Während im OECD-Durchschnitt etwa 57% der 15-Jährigen ein Hochschulstudium anstreben, sind dies in Deutschland nur 21%. Jugendliche aus Arbeiterfamilien äußern diese Erwartungen dabei in deutlich geringerem Maße als Jugendliche aus besser gestellten Familien.“
  10. „Wenn Deutschland gestärkt aus dieser Wirtschaftskrise hervorgehen will, dann ist jetzt der Zeitpunkt, in Bildung und höhere Qualifikation zu investieren“
  11. „Sowohl für den Einzelnen wie auch für die öffentliche Hand übersteigen die Erträge deutlich die Investitionen in Form von direkten Ausbildungskosten und Einkommensausfällen während der Ausbildungsphase.“

Ich werde jetzt erstmal schlafen gehen, daher im doppelten Sinne: Gute Nacht Deutschland ;)

Update:

Dazu noch ein tolles Video des ZDF.

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Altlastenentsorgung im Bundesumweltministerium

Mon, 16 Nov 2009

Tags: Altlastenentsorgung, Bundesumweltministerium, Atompolitik, Schwarz/Gelb

Netzpolitik.org hat einen lesenswerten Artikel geschrieben, der sich mit diesem Zitat zusammenfassen lässt: „Atom-kritische Publikationen sind kurz nach dem Regierungswechsel heimlich, still und lese von den Webseiten [des Bundesumweltministeriums] verschwunden“.

…ob es vielleicht doch nur Zufall ist weiß ich nicht — aber die verschwundenen Seiten macht es für mich gleich nochmal so spannend (gut, dass das Netz nie vergisst)…

Update:

Markus Beckedahl hat noch etwas mit dem Ministerium kommuniziert … und jetzt sind die Publikationen wieder verfügbar

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The Wikipedia Paradox

Sun, 15 Nov 2009

Tags: Wikipedia, Paradoxon, Relevanz

Unser toller Matheprof hat uns mal „bewiesen“ warum alle natürlichen Zahlen interessant sind. Die Idee war folgende:

Ähnlich zeigt der (für die englische Wikipedia relevante) Michael Nielsen mit The Wikipedia Paradox einen Widerspruch im Relevanzsystem der Wikipedia auf…

Naja, man kann ja auch logische Widersprüche in der Verfassung finden…

Update:

Kein echtes Paradoxon, aber dennoch mit Selbstreferenz und lustig im Zusammenhang mit der aktuellen Relevanz-Diskussion (über die ich in der englischen Wikipedia mehr finde als in der deutschen): die deutschsprachige Wikipedia löscht (den Artikel) „deutschsprachige Wikipedia“ mit der Begründung „kein enzyklopädischer Inhalt“ ;)

Achja: Die Idee Wikipedia mit Git zu kombinieren finde ich genial, seit dem ich von ihr im CRE gehört hatte — dann können Inclusionists/Exclusionists jeweils ihre eigene Wikipedia machen und man kann sie trotzdem mergen wo es gewünscht wird…

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Die Integrität des Menschen

Sat, 14 Nov 2009

Tags: Funk-Herzschrittmacher, Gehirnschnittstelle, RFID, hippokratischer Eid für Wissenschaftler

Nach Herzschrittmachern, die sich per Funk umkonfigurieren lassen berichtete Heise diese Woche von der Gehirnschnittstelle mit RFID-Anschluss

Wie geht es weiter? Wo sind die Grenzen?

Sollte man Schnittstellen zwischen Computern und Menschen bauen, bei denen die Integrität von nur einem einzelnen bit über Leben und Tod entscheiden kann? Reicht es wirklich, wenn das Grundrecht auf Gewährleistung der Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme rechtlich festgelegt aber technisch nicht garantiert wird?

In einer Gegenwart, in denen der Mensch sich immer mehr von der Technik abhängig macht, ist die Frage nach dem hippokratischer Eid für Wissenschaftler noch aktueller als bereits zu den Zeiten von Brecht und Dürrenmatt

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Abwarten und чай trinken…

Fri, 13 Nov 2009

Tags: Bürokratie, privat

Hiesige Mühlen der Bürokratie sind dem deutschen Mahlwerk nicht unähnlich; Die Vereinigung mit nach oben beschränktem Arbeitseifer macht es nicht besser … die für mich vorhandene Sprachbarriere nicht einfacher …

Zwar bekomme ich immer wieder bestätigt alle nötigen Dokumente abgegeben zu haben, bei Nachfrage nach dem aktuellen Stand der Bearbeitung fällt denen dann aber doch immer noch etwas ein … z.B. kann es schonmal vorkommen, dass „das Original“ einer EMail verlangt wird — Ich habe den zuvor „nur“ bitgleich weitergeleiteten Mailanhang dann einfach selber ausgedruckt und alles war bestens ;)

Gestern habe ich nach knapp einem viertel Jahr meine „Карта Студента“ bekommen und kann somit endlich vergünstigt Metro fahren. Für die Ausstellung der Karte war offensichtlich einiges an Stille Post spielen nötig: In lateinischen Buchstaben heiße ich jetzt YOGANNES LETTSSH (Leetssh wäre mir lieber gewesen) ;)

Auf die Frage nach dem Nachfolger für mein in 10 Tagen auslaufes Visa gab es auch Neuigkeiten: Plötzlich sollte ich auch dafür noch weitere Unterlagen vorbeibringen nachdem mir letzten Monat gesagt wurde dass „все отлично“ ist…

…Nachdem ich heute früh aufgestanden bin um eine Quittung abzuholen und eine Etage tiefer wieder abzugeben hoffe ich nun, dass alle verwaltungstechnischen Formalitäten erfüllt sind und ich nicht auch noch den Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars zur Bestätigung der Nichtigkeit des Durchschriftexemplars besorgen muss — Notfalls wende ich den Trick mit Passierschein A39 an …

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Bildungssreik geht weiter

Thu, 13 Nov 2009

Tags: Bildungsstreik, 2009, Dresden, #Pot81

Über die politischen Folgen der Bildungsstreik-Woche im Juni lässt sich streiten. Auf jeden Fall haben wir aber viele tolle Aktionen auf die Beine gestellt, uns mit Gleichgesinnten Gedanken gemacht, uns ausgetauscht und vernetzt. Es war eine schöne Erfahrung so viele Leute kennen zu lernen, die ebenfalls überzeugt sind, dass etwas bewegt werden muss — Es war eine richtiggehende Aufbruchstimmung spührbar…

Die Kommunikation ging auch nach der Woche fleisig weiter — Für mich ist es nicht überraschend, dass der Bildungsstreik 2009 jetzt in die nächste Runde geht.

Heute Abend haben die Dresdner, die den Potthoffbau besetzten, ihre Konkreten Ziele/Forderungen an Rektor, Land und Bund veröffentlicht. Eine lange aber (wie ich finde) weitestgehend unterstützenswerte Liste.

Es schadet sicherlich nicht, wenn die Diskussion über diese wichtigen Themen und ihre Hintergründe unter den Betroffenen verstärkt, sowie in die Massenmedien und zu den Verantwortlichen gebracht wird…

Die „Streikenden“ verstehen sich als von den Gremien unabhängiges Sprachrohr der Studierenden und treffen ihre Entscheidungen wie bereits im Juni basisdemokratisch in ihren Plena, die man per Stream auch aus Moskau mitverfolgen kann :)

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SourceCode-Visualisierung

Thu, 05 Nov 2009

Tags: Sourcecode, Visualisierung, Tool

Ich habe gestern nach einem Tool gesucht, mit dem ich die Strukur von Quellcode darstellen kann. Mein Wunsch war automatisch eine grafische Übersicht über größerer Projekte zu generieren, die für Dokumentations- und Präsentationszwecke genutzt werken kann, aber auch schon beim programmieren hilft viele tausend LoC gut zu überblicken und zu strukturieren.

Da ich nichts gefunden habe was meinen Wünschen entspochen hat, habe ich mal einen kleinen eigenen Versuch gestartet. Es ist nur ein dirty hack, das Ergebnis kommt meinen Vorstellungen aber schon recht nahe.

Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es sowas noch nicht gibt…

Daher die Frage an euch: Habt ihr sowas schonmal gesehen? Welches Projekt lohnt es sich anzugucken? Wäre über Hinweise dankbar…

Beispiel für die Ausgabe

Update:

So ähnlich habe ich mir das vorgestellt: Interessante Visualisierung der Systemcalls eines Apachen unter Linux und eines IIS.

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date '+%A' > Überraschung

Sun, 01 Nov 2009

Tags: privat, Verpeiltheit

Als ich heute Früh um 8h aufstand, den Stoff der letzten Russischstunde wiederholte und über die verschneite Straße zur Uni stolperte, hatte ich das Gefühl, dass das Wochenende (wie so oft) viel zu kurz war…

Alle Eingänge zur Uni (die ich nacheinander aufsuchte) waren geschlossen. Nach etwas überlegen wusste ich auch warum: Ich war zwar die letzten beiden Tage nicht in der Uni gewesen (hatte am Freitag bei einem Umzug geholfen), dennoch ist heute noch nicht Montag ;)

Jetzt weiß ich auch, warum eine Freundin gestern so unverständnissvoll reagiert hatte, als ich ihr bezüglich unseres heutigen Treffens gesagt hatte: „Ich sag dir spontan bescheid — weiß noch nicht genau wann ich aus der Uni komme“…

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Bitte wählt mich NICHT!

Fri, 30 Oct 2009

Tags: Universitätswahlen, 2009, TU Dresden, privat

Liebe Informatikstudenten der TUD,

am 3. und 4. November 2009 finden die Universitätswahlen statt. Entsprechend der neuen Wahlordnung haben Studenten bei dieser Wahl ab diesem Jahr die Möglichkeit ihre Vertreter für Senat und Fakultätsräte direkt zu wählen.

Aufgrund der vielen positiven Erfahrungen der vergangenen Jahre, möchte ich mich auch im nächsten für die Interessen der Studierenden einsetzen. Der Fakultätsrat ist ein wichtiges Gremium für den die Fachschaft noch Vertreter in der nächsten Legislaturperiode benötigt hat — ich habe mich daher zur Wahl aufstellen lassen.

Allerdings kann/will ich das Amt aufgrund meines Auslandsaufenthaltes erst im nächsten Semester antreten. Bis dahin sollte es jemand anderes übernemen! Die Wahlordnung sieht solche Fälle leider nicht vor. Der mögliche Ausweg lautet: ich muss zum Ersatzvertreter gewählt werden. Dies werde ich, wenn ich mindestens eine Stimme, aber weniger Stimmen als die beiden Wahlsieger erhalte.

Falls ich zu viele Stimmen erhalte (und damit gewählt werde), würde ich die Wahl nicht annehmen (sonst hätten die Studenten während meiner Abwesenheit einen Vertreter weniger). Daher meine Bitte: wählt mich NICHT, sondern die anderen Kandidaten aus unserer Fachschaft:

PS: Bitte weitersagen…

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Windows 7 — this time it's gonna be different

Thu, 29 Oct 2009

Tags: Windows, Black Edition, Apple, MAC, Linux, Linus Torvalds

3 Argumente FÜR Windws 7:

  1. Apple empfieht Windows 7, weil darin alle Fehler der Vorgängerversionen behoben wurden…
  2. Linus Torvalds scheint Spaß damit zu haben…
  3. …es ist das erste Windows mit dem auch ich bisher nur Freude hatte (ich habe es aber auch noch nicht benutzen müssen). Schönstes Erlebnis bisher: Ein russischer Händler (in einem „ganz normalem“ CD-Geschäft) erklärt mir dass die „Black Edition“ bei ihm im Laden genauso teuer wie die Verpackung ohne CD ist (An der CD war ich nicht interessiert, aber der Karton wäre eine schöne Deko für mein Zimmer gewesen). Er wollte dafür (genau wie für die Doppel-DVD XP+Vista oder die XP-Version mit vorinstalliertem Office) 200 Rubel (4,50€) haben — Linux-CDs waren in diesem Laden übrigens für den gleichen Preis erhältlich…
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Gastbeitrag: Sicherheitsbeamte wollten verhindern, dass ein Pirat den Bundestag entert ;)

von blubdidiblub, blubdidiblub@googlemail.com

Wed, 28 Oct 2009

Tags: Neutralität des Hauses, Bundestag, Sicherheitsbeamte

Aus dem Sommerurlaub kommend fuhr ich an Berlin vorbei Richtung Heimat. Da ich noch nie den Bundestag in Berlin gesehen habe, entschloss ich mich kurzerhand dem Regierungsviertel in Berlin einen Besuch abzustatten. Passend dazu hatte ich zufälligerweise mein Piratenpartei T-Shirt an ;). Nach etwas rumkurven durch Berlin, langer Parkplatzsuche und einiger Wartezeit in der Schlange vor dem Bundestag, wurde ich in die Sicherheitsschleuse eingelasse. Ich war also kurz vorm Ziel.

Flughafensicherheitskontrollengeübt habe ich alles Metall in die kleine Plastikschale geworfen, die monotonen auf dem Band durch den Röntgenapparat gefahren wurde. Dann bin ich durch den Metalldetektor durch. Dieser hat grün angezeigt und nicht gepiept. Voller Freude wollte ich mein Hab und Gut aus der Plastikschale nehmen und mich in den Aufzug begeben, als eine Dame vom Sicherheitspersonal laut "HALT" in meine Richtung schrie und mich aufforderte beim Sicherheitspersonal zu warten. Das Personal vom Sicherheitsdienst stoppte die Kontrollen und beriet sich in einem konspirativen Kreis, was denn nun mit mir zu tun sei. Zuerst wurden meine Sachen nocheinmal durch den Röntgenapparat gefahren und ganz genau analysiert. Danach stellte mir eine Dame vom Sicherheitspersonal die unerwartete Frage, ob ich denn noch etwas unter meinem Piratenpartei-T-Shirt anhabe. Verdutzt, ob die Frage ein misslungener Witz war oder mir die Dame an die Wäsche wollte, antwortete ich mit nein. Was solle man denn an einem fast 30 Grad Abend denn noch unter dem T-Shirt tragen? Darauf verlangte die Dame, dass ich mich nicht bewege und ging los um die Polizei zur Hilfe zu rufen. Während diese auf der Suche nach den Polizeibeamten war, fragte ich denn eine andere Dame vom Sicherheitspersonal, wo denn das Problem sei. Diese antwortete daraufin: "Ihr T-Shirt verletzt die Neutralität dieses Hauses." Diese Antwort machte mich so baff, dass ich nicht anfangen konnte mich darüber aufzuregen, welche Neutralität denn wohl gemeint sei, wenn im Bundestag doch 5 Parteien heftig darum streiten, welche Gesetze unser Zusammenleben in der Bundesrepublik Deutschland regeln sollen. Und dass soweit ich mich erinnere das Grundgesetz die Meinungsfreiheit ausdrücklich erlaubt und ich mich auf meinem T-Shirt noch zu einer Partei bekenne, die sich ausdrücklich dafür einsetzt, dahin wollte ich schon gar nicht gehen. Bevor ich in meiner Rage anfangen konnte mich lautstark mit dem Sicherheitspersonal auseinanderzusetzen, kam die andere Dame mit einem Polizeibeamten im Schlepptau zurück. Ich wollte schon meinen Anwalt anrufen und dem ganzen Sicherheitspersonal mitteilen, dass ich Sie alle verklagen werde, doch dem Polizisten war ich keinen Blick wert und dieser lachte das Sicherheitspersonal nur aus mit der Anweisung, mich doch durchzulassen. Soviel zu meinem ersten Besuch des Bundestages.

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Schweinegrippe(-Panik) 1976

Wed, 28 Oct 2009

Tags: Schweinegrippe, Panik, Impfung

Ist die Angst einiger vor der Schweinegrippe berechtigt? Aus medizinischer Sicht kann ich es nicht beurteilen.

Beim Blick in die Vergangenheit verstärkt sich aber meine skeptische Grundeinstellung: Nicht nur BSE und Vogelgrippe verliefen weniger schlimm als viele gewarnt hatten — Auch mit der Schweinegrippe wurde diese Erfahrung 1976 schon einmal gemacht.

Dieser Artikel beschreibt die damaligen Erfahrungen recht sachlich: Nach umfangreichen Kampagnen liesen sich Anfang Oktober 1976 ca. 40 Millionen Amerikaner impfen, obwohl die WHO davon abriet.

Wenn man etwas weiter recherchiert, findet man viele weitere (Halb?)wahrheiten heraus. Diese Videos (Übersetzung einer Reportage von 1970) beschreiben die Impffolgen: Mindestens 300 Todesfälle und viele Behinderungen! Und das vollkommen umsonst — An der „Epidemie“ hatten sich damals nur 5 Personen infiziert…

Update:

Hier gibt es Informationen zu den bedenklichen Inhaltsstoffen im aktuellen Impfstoff

Ebenfalls lesenswert: der Blog eines Biologen, indem für die Impfungen argumentiert wird…

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Vorsicht: Banken ändern ihre AGBs!

Fri, 23 Oct 2009

Tags: Banken, AGB, elektronische Zahlungsmittel

ZDF berichtet heute über die neuen AGBs der Banken. Zu den Änderungen gehört z.B. dass bei Überweisungen nicht mehr von der Bank überprüft werden muss, ob die Ziel-Kontonummer zum angegebenen Empfänger-Name passt :(

Etwas mehr Details/Hintergründe gibt es hier:

  1. Banken AGB Änderungen - Wie Banken ihre Kunden über den Tisch ziehen
  2. AGBs der Banken (II) - Risiken elektronischer Zahlungsmittel
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Wetterexperimente

Fri, 23 Oct 2009

Tags: Geo-Engineering, Moskau, Tschischewski-Leuchter

Heute gibt es Neuigkeiten zu den russischen Wetterexperimenten: „Sonne über dem Kreml trotz Regen in Moskau“.

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die unbekannten Nebenwirkungen

Tue, 20 Oct 2009

Tags: Frontal21, Hanns-Joachim-Friedrichs-Förderpreis, Pharamakonzerne, Nebenwirkungen, Marketing, Korruption, Verbraucherschutz, Lobbyismus, Schweinegrippe

Den Frontal21-Redakteuren Astrid Randerath und Christian Esser wird am 14. Oktober 2009 der Hanns-Joachim-Friedrichs-Förderpreis verliehen. Die Jury zeichnete sie für ihre Dokumentation "Das Pharma-Kartell" aus, und bewertete diesen Film als "ein herausragendes Beispiel von investigativem Journalismus"“ — Gute Entscheidung! Diese Reportage hat es echt verdient — Es geht um:

…Wenn man die umstrittenen Schweinegrippe-Impfungen aus dieser Perspektive sieht, sind sie gleich nochmal so spannend…

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Wieviel Geld braucht der Mensch?

Tue, 20 Oct 2009

Tags: BVerfG, Hartz-IV, Bedingungsloses Grundeinkommen, Postmaterielle Politik

…eine spannende Frage, über die derzeit auch das Bundesverfassungsgericht nachdenkt

In diesem Zusammenhang sollte man vielleicht gleichmal etwas weiter denken. Fefe erwartet nicht — hat aber dennoch ein Fünkchen Hoffnung — dass eine Entscheidung Richtung Bedingungsloses Grundeinkommen kommt.

Postmaterielle Politik

Eine Frage, die sich ebenso aufdrängt, ist die nach nichtmateriellen Bedürfnissen. Sehr lesenswert dazu ist dieser tollen Link (Backup), den mir ein Freund vor ein paar Wochen mit folgenden Worten geschickt hat: „eine etwas andere Sichtweise auf Geld- bzw. Kapital-Probleme in unserer Gesellschaft. So oder so, sehr lesenswert.“ — dem kann ich mich nur anschliesen!

Update:

Statt über (rot-)schwarz-gelbe „Schattenhaushalte sollten die „wackeren Finanzexperten mit Unschuldsmiene“ vielleicht wirklich mal über Alternativen nachdenken ;)

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Internet in Moskau / WLAN-Reichweite vervie[l|r]fachen

Tue, 20 Oct 2009

Tags: Moskau, Internet, Tunnel, WiMAX, WLAN, Antenne, DIY, privat

Internet in Moskau

Bevor ich etwas über meine DIY-WLAN-Antennen schreibe, schnell erstmal eine Zusammenfassung der bisherigen Basteleien um ins Internet zu kommen:

Internetkabel im Wohnheim

Wenn man über 20€/Monat zahlen möchte, kommt ein Mann mit Bohrmaschine vorbei und legt ein Twisted-Pair-Kabel in das queer durch das Wohnheimzimmer. Für das relativ langsame und instabile Netz bin ich nicht bereit soviel zu zahlen, aber solange mein ehemaliger Mitbewohner diesen Anschluss hatte, habe ich ihn mitgenutzt.

Der Zugang ist per MAC-Filter und PPTP-Einwahl gesichert — Mit „macchanger“ und „network-manager-pptp-gnome“ war das kein großes Hindernis…

WiMAX

Für ebenfalls ca. 20€ / Monat kann man hier WiMAX nutzen (wenn man vorher noch die entsprechende Hardware kauft). Für das Aufladen (Prepaid) gibt es viele inovative Möglichkeiten. Die Datenrate hängt leider sehr von Standort und Tageszeit ab…

Die Linux-Unterstützung für „Mobile WiMAX USB Modem Samsung SWC-U200“ bringt das madwimax-Projekt — Nach dem Download der Sourcen reicht der „Dreisatz“ (./configuere; make; make install).

Uni-Netz

Das mir im MIIT zur Verfügung stehende Netz hat zwei Schönheitsfehler: Ich kann es nur nutzten, wenn das Institut offen hat (bin Abends schon mehr als einmal eingeschlossen worden) und der Zugang nach drausen ist nur über ein Proxy möglich (außer HTTP(S) und DNS kann ich keine Dienste nutzen).

Letzteres Problem umgehe ich mit einem HTTPS-Tunnel. Mit der SSH-Option „-o "ProxyCommand corkscrew 83.149.228.194 3128 %h %p"“ (83.149.228.194:3128 ist der Proxy) kann ich mich per SSH auf einen Server außerhalb verbinden, der auf einem freigegebenen (für HTTPS vorgesehenen) Port lauscht…

…Wenn ich erstmal eine SSH-Verbindung aufbauen kann, helfen mir die SSH-Optionen „-D 1080“ (SOCKS-Proxy) oder „-w 0:0“ (auf Client und Server jeweils miteinander gekoppelte Netzwerkschnittstellen tun0 anlegen) weiter. TCPoverTCP ist zwar nicht schön — in der Fall nehm ich es aber gerne in Kauf.

public WLAN

Die für mich günstigste Variante $immer Internet zu haben, ist das hier großflächig verfügbare öffentliche WLAN zu nutzen. Per Prepaid kann ich für <12€ einen Monat lang mit all meinen Geräten in der ganzen Stadt das Internet unsicher machen — persönliche Daten muss man dafür auch nicht abgeben (in Deutschland gibt es die VDS, hier gibt es anonymen Zugang für alle)!

Leider ist der Empfang in meinem Wohnheimzimmer so schlecht, dass fast jeder Verbindungsaufbau fehl schlägt und wenn eine Verbindung zu stande kommt, ist der Packet Loss extrem hoch und die nutzbare Datenrate unbrauchbar :/

Den Grund zeigt folgendes Bild (Aufnahme aus meinem Fenster): Der nächste Access Point ist zwei Blöcke weiter, hinter dem Plattenbau links im Hintergrund…

…$(irgendwo) dahinter ist der Access Point…

Ich sehe zwar das Netz (empfange die Signale des AP), aber habe keine ausreichende Sendeleistung um Pakete an ihn zu senden. Mit blosem erhöhen der Ausgangsleistung würde ich nicht sonderlich viel erreichen: Die dafür nötige Leistung wächst quadratisch zur zu überbrückenden Distanz — So würde man schnell am (aus gutem Grund) gesetzlich festgelegten Grenzwert (in Deutschland 100mW) bzw. dem Limit der auf dem Markt verfügbaren Geräte scheitern.

Die einzig sinnvolle Lösung lautet: die Strahlung gezielt in Richtung AP statt gleichmäßig in alle Richtungen zu senden — Statt der üblicherweise verbauten Rundstrahl-(Omni-)antenne (Antennen, mit denen eine Ebene um die Antenne herum abgedeckt werden soll) wird eine Richtantenne (Antennen, die den Großteil der Energie auf einen (möglichst kleinen) Sektor gebündelt absrahlen) benötigt.

Nach etwas Recherche und dem betrachten vieler lustiger Antennenkonstruktionen (aka Parabolic Cookware) stand die Idee zum Eigenbau fest. Da mir hier selbst für die „0-Euro-Antenne“ sämtliche Teile fehlten, habe ich mich für den Kauf von Teilen bei einem deutschen E-Shop entschieden. Dieser ist auf Antennenbedarf spezialisiert und hat gute Erklärungen und Bastelanleitungen auf seiner Seite. Neben einem USB-WIFI-Stick mit externem Antennenausgang (RP-SMA-Stecker), hoher Sendeleistung und Empfangsempfindlichkeit habe ich mir die Bauteile für eine Dosenerreger-Antenne und für eine Bi-Quad-Antenne bestellt (ich brauche nur eine, aber wenn ich einmal Versandkosten zahle muss sich der Spaß ja lohnen).

Hier ist meine Bi-Quad-Antenne im Einsatz: Mit CD als Reflektor, einer Styropor-Obstschale als Abdeckung und einer Halterung bestehend aus Hausmüll, 3 recycleten Reiszwecken und etwas Malergrep ;)

meine Bi-Quad-CD-Antenne

Ich habe verschiedene Varianten probiert, wie ich die Antenne ausrichten könnte (habe ja leider keinen Sichtkontakt zum AP). Am erfolgreichsten bin ich, wenn ich die Antenne neben die im Weg stehenden Hauser richte (Blickrichtung des oberen Fotos), das Signal durch viele Bäume hindurch schicke und an einem anderen Haus (auf dem Bild aufgrund der Bäume nicht sichtbar) reflektiere. Das ergibt eine Übertragungsstrecke von ca. 250m!

Ich erreiche einen Antennengewinn von ca. 12dBi; das ist als ob ich die Ausgangsleistung um Faktor 10(12/10)≈16 erhöht hätte — Damit erreiche ich quasi die vierfache Reichweite (bezogen auf freie Sicht) … Das ist mehr als ich brauche und darf. Daher kann/muss ich die Ausgangsleistung (Tx-Power) runtersetzen. Der AP arbeitet aber sicherlich trotzdem deutlich über dem in Deutschland zulässigen Höchstwert…

Ein erster Test hat eine Bandbreite von bis zu 1Mbit ergeben, das ist schonmal deutlich besser als alles andere was ich hier vorher hatte :)

Meine Mitbewohnerin (die sonst WiMAX nutzt) kam gerade rein, habe ihr (über meine interne WLAN-Karte) das Netz freigegeben — Jetzt freut sie sich, dass sie endlich mal wieder mit Bild skypen kann…

Überlege jetzt wie ich ihr das Netz auch dann zur Verfügung stellen kann, wenn ich und mein Laptop nicht zu Hause sind. Werd dann gleich mal probieren, ob ich das Kernelmodul für den USB-WLAN-Adapter auch für das OpenMoko kompiliert bekomme — Dann hätten wir einen schönen WLAN-Router ;)

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FDP kippt Zugangserschwerungsgesetz !?.

Fri, 16 Oct 2009

Tags: FDP, Zugangserschwerungsgesetz, Koalitionsverhandlungen

Heise schreibt Koalitionsvereinbarung: Web-Sperren weg, Vorratsdatenspeicherung eingeschränkt; Odem.blog hat etwas mehr Details; Das Lawblog schreibt, dass der Bundestag nun ein Aufhebungs- oder Änderungsgesetz verabschieden müsste; Fefe sieht das Ergebnis deutlich kritischer

Ich kenne jetzt noch nicht alle Details — Aber auf dem ersten Blick sieht es für mich wie ein Teilerfolg für den Rechtsstaat aus. Natürlich kann man sich deutlich mehr wünschen, aber es ist fraglich welche andere Partei mehr gegen die CDU hätte durchsetzen können…

Der Koalitionsvertrag wird noch viele unschöne Überraschungen mit sich bringen (z.B. bezüglich Bildung, Energiepolitik, Sozialpolitik, Wirtschaftspolitik, …) — aber bezüglich Innenpolitik handelt es sich erstmal um eine Verbesserung gegenüber dem was wir von der Großen Koalition kennen. Ich bin gespannt, ob die Gesetzgebung in dem Gebiet in den nächsten Jahren wieder etwas rationaler wird…

Achja: Und zu verdanken haben wir das natürlich nicht nur der FDP — sondern allen Aktiven, die sich die letzten Monate für das Thema eingesetzt und den nötigen Druck aufgebaut haben…

PS: Ein würdiges Thema für den Blogeintrag mit der ID 42 ;)

Update:

Video von RetteDeineFreiheit.de zu diesem Thema

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Frühwarnsystem an der TUD — Die Mühe hat sich gelohnt

Thu, 15 Oct 2009

Tags: Frühwarnsystem, TU Dresden, Fachschaftsrat, Datenschutzbeauftragter

Bedenken gegen das Frühwarnsystem

Seit dem Frühjahr beschäftige ich mich gemeinsam mit einigen aus dem Fachschaftsrat Informatik und anderen engagierten Kommilitonen mit den Plänen des Zentrums für Informationsdienste und Hochleistungsrechnen (ZIH) ein Intrusion Detection System unter dem Name Frühwarnsystem (FWS) an der TU Dresden einzuführen. Das unterstützenswerte Ziel des Rechenzentrums ist es, die Sicherheit im Netzwerk zu erhöhen.

Von den Plänen haben wir leider nur Dank mutiger Whistleblower erfahren. Wir waren natürlich über diese Informationspolitik sauer — Das Vertrauen ins ZIH wurde auch nicht besser, als wir wiederum von Informanten erfuhren das die Hardware im Wert von ca. 68.000€ bereits angeschaft wurde (nachdem wir bereits einige Gespräche mit Verantworlichen geführt hatten, in denen dieser wichtige Fakt verschwiegen wurde).

Auch inhaltlich gab es an der ersten Version der Betriebsordnung viel auszusetzen: Das System speichert personenbeziehbare Daten (Verkehrsdaten der Layer 1-4), die interessante Rückschlüsse auf die Nutzer zulassen. Es lassen sich Beispiele kostruieren, wie „Nutzer A hat die Website B des Arztes (Spezialist für Krankheit C) aufgerufen“. Spannend sind bestimmt auch die Statistiken, wieviel Traffic (welcher Art) welcher User wann verursacht, da sich daraus Lern- und Arbeitsgewohnheiten ableiten lassen. Die Festlegungen zum Schutz bei der Verarbeitung und Speicherung dieser Daten waren für uns alles andere als ausreichend. Außerdem konnte uns zu dem Zeitpunkt nicht überzeugend erklärt werden, warum sich ausgerechnet für dieses System (und nicht für eine Variante die mit weniger persönlichen Daten auskommt) entschieden wurde.

Die Befürchtungen waren weniger, dass Administratoren des ZIH die gesammelten Daten missbrauchen könnten; größer war die Sorge dass unberechtigte Dritte sich die Daten aneignen könnten. Sicherheitslücken die soetwas ermöglichen wären an der TU nichts neues. Oft genug wurden gutgemeinte Hinweise auf Anfälligkeiten mit „Danke, das Problem ist uns bekannt, wir arbeiten daran…“ beantwortet, aber zum Teil auch nach Jahren (trotz mehrfacher Erinnerung) nicht geschlossen — in einem Fall brauchte es erst eine Veröffentlichung in der Zeitung um das ZIH zu veranlassen eine mindestens seit 3 Jahren bekannte gravierende Lücke zu schließen. Nach meiner Einschätzung liegt ein entscheidender Grund für diese Mängel in der Sparpolitik unserer Regierungen. Die kontinuierlich sinkende Anzahl von Mitarbeitern soll ein konstantes Arbeitspensum bewältigen…

Der Kompromiss

Das Frühwarnsystem hat viel Tumult ausgelöst, einige Studenten wollten das System um jeden Preis verhindern — Ein Ziel, dass sich schnell als unrealistisch herausstellte weil die teure Hardware bereits angeschaft war.

Aus meiner Sicht war der einzig realistische Weg, gemeinsam einen Kompromiss zu erarbeiten, der die Interessen aller Beiteiliger angemessen berücksichtigt. Es war nicht leicht die so verschiedenen Parteien an einen Tisch zu bekommen, dennoch konnten wir am Ende konstruktive Dialoge mit Mitarbeitern des ZIH, dem Datenschutzbeauftragten der TUD, Mitarbeitern des DuD-Lehrstuhls und interessierten Studenten führen (nochmal vielen Dank an alle beteiligten!).

Wie der ad rem-Artikel gut wiederspiegelt, gibt es keine einheitliche Meinung der Studenten über die Einigung. Ich persönlich bin überzeugt, dass sie für alle einen deutlichen Fortschritt gegenüber der ursprünglichen Version bringt. Verbesserungen für die Studenten sind:

Das ZIH wird bei der Bemühung um mehr Sicherheit kaum eingeschränkt und kann von folgenden Änderungen provitieren:

Aktueller Stand

Eine Forderung bei dem wir uns nicht durchsetzen konnten, war das Streichen weiterer Zwecke für die der Abruf der Daten gestattet sein sollte. So konnten wir uns nicht vorstellen, dass es datenschutzrechtlich einwandfrei sei, die für „Erkennung und Beseitigung von Störungen / Gewährleistung des ordnungsgemäßen Systembetriebs“ anfallenden Daten auch für Begehrlichkeiten wie „Forschung und allgemeine Informationszwecke“ zu nutzen.

Die Antwort auf unsere Anfrage an den Sächsichen Datenschutzbeauftragten hat diese und weitere Fragen jetzt eindeutig beantwortet. Herr Herber (der Datenschutzbeauftragte der TUD) teilte mir heute mit, dass die Änderungsvorschläge des Sächsischen Datenschutzbeauftragten „wie empfohlen, bereits umgehend und uneingeschränkt Eingang in die Ordnung gefunden haben“ :)

Etwas mehr Details dazu wird es bald in einer Stellungnahme des iFSR geben…

Weiterhin bestätigte Herr Herber nochmals, dass das FWS derzeit noch nicht in Betrieb ist.

Derzeit findet zusätzlich zur rechtlichen Einschätzung noch eine Prüfung der „Geeignetheit und Erforderlichkeit in datentechnischer Hinsicht“ durch das Technikreferat des Sächsischen Datenschutzbeauftragten statt

Zukunft

Nach den nun geänderten Bedingungen steht der Nutzung des Systems aus meiner Sicht nichts mehr im Weg.

Langfristig bleibt es spannend das System mit seinen Leistungen und Mängeln genau zu beobachten, eine genaue Anforderungsanalyse zu erstellen, das überdenken der verschiedensten Alternativen (zu denen es bereits viele Vorschläge gibt) und Empfehlungen für ein innovatives Nachfolgersystem auszuarbeiten. Als Rahmen dafür könnte ich mir die von Prof. Pfitzmann vorgeschlagene Lehrveranstaltung gut vorstellen, für die bereits Unterstützung von Seiten des ZIH angekündigt wurde.

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Datenspuren 2009 — Review

Tue, 06 Oct 2009

Tags: Datenspuren, CCC, Dresden, #ds09, #datenspuren09

Vergangenes Wochenende fanden die diesjährigen Datenspuren (ein tolles Symposion des Dresdner CCC für „alle selbst denkenden Wesen“) statt. Nachdem ich die letzten Jahre immer gerne teilgenommen habe, konnte ich diesmal nicht vor Ort sein — umso glücklicher war ich darüber, dass die Vorträge live ins Internet gestreamt wurden :)

Die Qualität war für meine Ansprüche vollkommen ausreichend — Die Referenten waren durchgehend gut verständlich. Zukünftig sollte aber noch besser darauf geachtet werden, dass gestellte Fragen auch ins Mikrofon gesprochen (oder wiederholt) werden…

Der Stream riss zwar häufiger ab, jedoch half mir eine Endlosschleife um ein wget, die Streams beider Räume fast unterbrechungslos aufzunehmen und zu hören…

Das Vortragsprogramm hat mir auch dieses Jahr wieder sehr gut gefallen. Besonders spannend für mich waren:

Ebenfalls hörens-/sehenswert waren:

Ich habe noch nicht alle Vorträge gehört, werde die Liste gegebenenfalls updaten und die Videos (sobald sie verfügbar sind) verlinken. Bis dahin findet man die Beschreibungen der Vorträge und die Slides im „Fahrplan“ und die unbearbeiteten Audiomitschnitte auf Nachfrage bei mir.

An dieser Stelle vielen Dank an alle Orgas, Referenten, Helfer und aktiven Teilnehmer. Besonders hervorheben möchte ich die Scheune, die diese und verwandte Veranstaltungen seit vielen Jahren unterstützt :)

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Санкт-Петербург und Bundestagswahl

Tue, 06 Oct 2009

Tags: Privat, Санкт-Петербург, Bundestagswahl

Die Tage in Санкт-Петербург waren sehr schön :)

баня в Петергофе Dieses Bild stammt aus der баня des Zaren ;)

Nachdem Besuch vieler Paläste (Екатерининский дворец, Эрмитаж, Петергоф bin ich nun zurück in meinem bescheidenem Wohnheimzimmer…

Die Bundestagswahl habe ich nur am Rande mitbekommen (müssen). Spannend in diesem Zusammenhang finde ich diese Statistik: Union+SPD+FDP haben zusammen weniger als 50% der Wählerstimmen bekommen — Die langjährige Tendenz der sinkenden Wahlbeteiligung setzt sich fort — Für mich ein wichtiges Argument dafür, dass sich etwas ändern muss…

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Sendungen zur Bundestagswahl beim ZDF

Wed, 23 Sep 2009

Tags: Bundestag, Wahl, Wahlomat, buergerrechte-waehlen.de, Jürgen Trittin, Freiheit, Wirtschaftskrise, Gregor Gysi, Reichensteuer, Afghanistan, Frank Walter Steinmeier, Zugangserschwerungsgesetz, Guido Westerwelle, Schuldenfalle, Wachstum, Piratenpartei

Am Sonntag bitte wählen gehen! …

Für alle noch unentschlossenen (die sich intensiver als mit Wahlomat und seinem Bürgerrechte-Clon eine Meinung bilden wollen) gibt es eine schöne Folge von Sendungen des ZDF: „Erst fragen, dann wählen“. Die Spitzenkandidaten der einzelnen Parteien werden jeweils für ca. 75 Minuten von jungen (zum Teil lustigen) Wählern befragt — Ein aus meiner Sicht erfolgreicher Versuch der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt in Zusammenarbeit mit meinVZ und ZEIT ONLINE die Politiker mit den kritischen Fragestellern aus dem Internet in Kontakt zu bringen :)

Ich habe meine Briefwahlunterlagen zwar bereits letzte Woche in der Botschaft abgegeben, dennoch habe ich mir die interessanten Sendungen angeschaut — hier ein paar Hightlights:

Jürgen Trittin hat sympatische Gedanke zum Thema echte Freiheit und „Krüppel-Freiheiten“ (übermütig Auto fahren zu dürfen und Recht auf Waffenbesitz) geäußert. Interessant waren für mich auch die Aussagen rund um „Es gibt keinen Kapitalismus ohne Krisen“ — Zu grundlegenden Lösungen für dieses Problem hat er aber leider nichts gesagt. Dafür klang für mich alles was er gesagt hat schlüssig.

Gregor Gysi hat die auf den ersten Blick widersprüchlichen Wahlplakete „Reichenssteuer“ und „Reichtum für alle“ erklärt — In diesen Punkten stimme ich ihm voll zu. Seine (zu großen Teilen berechtigete) kritische Meinung zur Afghanistanpolitik hat er mal wieder sehr ausführlich geäußert.

Ein Informatiker hat Frank Walter Steinmeier die Sinnlosigkeit des Zugangserschwerungsgesetzes und die Alternative „Löschen statt Sperren“ erklärt. Als die längere Debatte von den Moderatoren unterbrochen wird, bietet Steinmeier an, das Gespräch nach der Sendung fortzuführen — Fand ich sympatisch (und würde mich interessieren ob er sich danach wirklich noch die Zeit genommen hat — geschadet hätte es sicherlich nicht). Traurig hingegen die (zwischen den Zeilen hörbare) Aussage, dass man lieber erstmal ein schlechtes (ohne Sachverstand zustande gekommenes) statt kein Gesetz gegen Kinderpornografie verabschieden musste.

Der Einstieg in die Sendung mit Guido Westerwelle ist lustig: ihm wird erklärt, dass er laut einer Wähler-Befragung nach Guttenberg und Merkel als der Politiker mit dem größten Talent als Gebrauchtwagenverkäufer eingeschätzt wird ;) Er reitet ziemlich auf „Mehr Brutto vom Netto“ rum — Im Prinzip hat er ja Recht, dass unser Steuersystem ungerecht und viel zu kompliziert ist — dennoch ist es fragwürdig wie ernst sein derzeitiger „sozialer“ Kurs gemeint ist. Auffallend häufig weicht er den in den gestellten Fragen genannten Problemen aus… Außer (auch aus meiner Sicht nötigen) Änderungen bei der Bankenaufsicht und bei den Ratingagenturen nennt er keine Lösungen um die Ursachen der Finanzkrise zu lösen. In der Schuldenfalle möchte er sich mit größerem Wachstum am Leben halten — Darüber würd ich ja gern mal mit ihm diskutieren… Zu seinen Widersprüchen bezüglich Studiengebühren, Afghanistan und Bürgerrechte brauch ich glaub ich nichts sagen… Zum Abschluss noch was lustiges: „Das Problem von Herrn Steinmeier hat drei Buchstaben: SPD“ (die ist ihm zu links)…

…Die Sendung mit Peter Ramsauer hab ich mir nicht angetan. Die Kanzlerin hat als einzige Spitzenkandidatin nicht teilgenommen.

Weitere Sendungen die ich in diesem Zusammenhang empfehlen kann, sind „Das Phänomen Piratenpartei“ und „Parteiprogramme: unverständlich“.

Ich werde ein verlängertes Wochenende in Санкт-Петербург verbringen und mich dann nach der Wahl wieder melden…

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„Flashmob trifft Kanzlerin“

Sat, 19 Sep 2009

Tags: Flashmob, Merkel, Hamburg

Wenn Demonstrieren nicht wahrgenommen wird, hilft nur noch…

…übertrieben applaudieren?!

…Ein schöner Spiegel-Artikel über „Merkel in Hamburg - und alle rufen "yeaahh"“ und das zugehörige Video

…YEAAHH…

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RetteDeineFreiheit.de

Sat, 19 Sep 2009

Tags: Zensur, Überwachungsstaat

Ein zynisches (aber aus meiner Sicht realistisches) Abbild der Realität: RetteDeineFreiheit.de

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Studiengebühren — jetzt auch in Sachsen…

Thu, 17 Sep 2009

Tags: Studiengebühren, Sachsen, CDU, FDP

Die CDU hatte bei der Landtagswahl mit „keine Studiengebühren in der nächsten Legislaturperiode“ geworben. Die Skepsis gegenüber diesem Versprechen erweist sich nun leider als begründet — der Koalitionsvortrag zwischen CDU und FDP ist vorgestellt worden :(

Die KSS fordert schwarz-gelbe Kurskorrektur und fasst es folgendermaßen zusammen: „…So wird die Einführung von Studiengebühren für Langzeitstudierende geplant. "Offenbar wird dabei völlig übersehen, dass es in Sachsen gar keine Langzeitstudierende gibt, da im Hochschulgesetz geregelt ist, dass Studierende, welche selbstverschuldet die Regelstudienzeit überschreiten, exmatrikuliert werden. Oder man plant die nächste umfassende Hochschulgesetznovelle", erläutert Dorothee Riese, Sprecherin der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften (KSS)“.

Auch die SPD, die in der vergangenen Legislaturperide (als eine ihrer wenigen Leistungen) die Studiengebühren verhindert hatte, kritisiert die Pläne hart. Nach dieser Einschätzung wird es vor allem die sozial Schwachen treffen — im Gegenteil zu den Äußerungen der FDP die Studiengebühren „sozial gerecht“ gestalten zu wollen…

Ich bin auf die Umsetzung gespannt — vor allem darauf, ob die Hochschulen danach tatsächlich über (deutlich) mehr Geld für Lehre und Forschung verfügen können. In dem Zusammenhang sind auch die geplanten „Zielvereinbarungen mit den Hochschulen“ interessant, von denen das „Ausmaß der öffentlichen Finanzierung abhängen“ soll — hoffentlich finden darin auch Wissenschaftszweige beachtung, die von der Wirtschaft weniger direkt nachgefragt werden und entsprechende „Probleme beim Einwerben von Drittmitteln“ haben (Geisteswissenschaften, Lehrämter, …).

Weiter beobachtenswert (und gegebenenfalls wert sich einzumischen) sind auch die Pläne die „Bezahlung beziehungsweise Besoldung von wissenschaftlichem Personal und Professoren an den Wettbewerb und individuelle Leistungen“ anzupassen — Im Prinzip kein falscher Gedanke, aber wie sollen die Leistungen in der Lehre adäquat einberechnet werden? Nur die Anzahl der Veröffentlichungen und die eingeworbenen Drittmittel zu zählen wäre auf Dauer sicherlich fatal…

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Erste Uni-Woche in Moskau

Sun, 06 Sep 2009

Tags: Privat, Moskau, Uni, polyglot_tex

Die erste Uni-Woche in Moskau ist in Windeseile vergangen…
Hier eine kurze Zusammenfassung:

Ich bekomme einen Sprachkurs, der einen qualitativ sehr guten Eindruck macht. Die Lehrerin kann (im Gegensatz zu den Mitarbeitern des akademischen Auslandsamtes) etwas Englisch. Mit der Betreuung bei meiner Belegarbeit bin ich auch sehr zufrieden.

Die meiste Zeit verbringe ich im „Kompetenzzentrum Datenschutz und Datensicherheit“, dem Institut von Prof. Соловьев — dieser kann recht gut Deutsch und gibt sich viel Mühe mit uns. Seine Mitarbeiter sind auch ganz nett und können wenn nötig Englisch sprechen.

Ich höre hier drei Vorlesungen auf Russisch. Diese Woche ging es erstmal um Grundlagen die ich schon kannte — von daher habe ich erfreulich viel verstanden und einige neue russische Wörter gelernt. Mal schaun wie es (nächste Woche?) wird, wenn es um Inhalte geht die mir neu sind…

Wir bekommen zum Glück die Vorlesungsunterlagen — Meike und ich wollen sie gemeinsam übersetzen. Wir haben den Dozenten angeboten, Ihnen unsere Übersetzung (für andere Studenten) zur Verfügung zu stellen. Ich habe mir heute Gedanken darüber gemacht, wie man möglichst effektiv mehrsprachig Vortragsfolien erzeugen, pflegen und konsistent halten kann. Herausgekommen ist ein nettes kleines Tool. Es erlaubt mir (neben den Foliensätzen für die einzelnen Sprachen) auch gemischtsprachige Texte zu generieren — Ich denke damit lässt sich bestimmt gut lernen :)

Den Rest der Zeit bekommen wir vom Lehrstuhl Aufgaben, derzeit soll ich eine Software vom BSI analysieren und überlegen ob/wie sie für Lehrzwecke eingesetzt werden kann. (Über)nächste Woche sollen Meike und ich in der Vorlesung unseren Kommilitonen Kerberos vorstellen.

…Ich freu mich auf die nächste(n) Woche(n)…

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„Moskau soll schneefrei werden“

Sun, 06 Sep 2009

Tags: Moskau, schneefrei, Geo-Engineering

Bitte einfach mal selber lesen…

Meine Meinung zu solchen Projekten hatte ich ja bereits geschrieben.

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neue Außerparlamentarische Opposition?

Tue, 01 Sep 2009

Tags: APO, Wahlbeteiligung, Wahlsystem, strategisches Wählen

Die Zeit hat diese Woche einen spannenden Artikel veröffentlicht; Er ist überschrieben mit „Internetrebellen, Nichtwähler, junge Aktivisten – sie sind für die Politik zu gewinnen, aber nicht für die Parteien. Zu Besuch bei den Vorkämpfern eines neuen politischen Bewusstseins“. Dieser Beitrag beschreibt sehr gut, was ich im letzten Jahr des öfteren gedacht habe: Es gibt ernstzunehmende Tendenzen für eine neue politische Bewegung. Sie ist stark inhomogen, steht für sehr unterschiedliche Ziele und äußert sich in noch unregelmäßigen Formen. Dennoch gibt es bemerkenswerte Gemeinsamkeiten…

Viele Medien, Politiker und Bürger, die sich mit dieser Bewegung noch nicht so intensiv auseinandergesetzt haben, nehmen sie (noch) nicht als solche wahr. Entsprechend verstehen sie auch nicht die Rekord-Petition und andere Internetproteste, erfreulich wachsende Demonstrationen für die Freiheit auch Offline, sowie den enormen Wachstum der Piraten. Den Piraten wird keine Chance vorausgesagt, weil sie im Gegensatz zu den Grünen nicht auf einer Bewegung beruhen soll. Dem widerspricht aber, dass die Piraten in sämtlichen Online-Portalen unter Jugendlichen weit beliebter als alle anderen Parteien sind und sich zügig auf allen Kontinenten ausgebreitet haben.

Es ist wahr, das die Piraten derzeit nur einen Teil der Bewegung abdecken (das macht dafür die kollektive Intelligenz des Internets einschließlich der Blogosphäre). Die Piraten würden gut daran tun, ihre inhaltliche Ausrichtung in den nächsten 4 Jahren entsprechend zu erweitern. Ebenso sollten die anderen kleineren Parteien auf diesen Gebieten versuchen echte Alternativen gegenüber den (zunehmend ausschließlich nach eigenen Aussagen christlichen, sozialen und demokratischen) „Volksparteien“ zu bieten.

Die seit 1972 fallende Wahlbeteiligung und die damit einhergehend sinkende absolute Stimmanzahl für die Regierungen machen deutlich, wie groß das Potential der mit dieser Politik unzufriedenen Wahlberechtigten ist. Spaßparteien wie APPD, die Partei Die Partei oder Horst Schlämmer Partei karikatieren den Unmut über die großen Parteien.

Andere Kleinparteien mit ernsterem Hintergrund (wie z.B. Die Violetten) scheitern jeweils an den Hürden unseres Wahlsystems, würden aber ansonsten (bei knappem Wahlausgang und auf Dauer sicherlich erst recht) eine entscheidente Rolle spielen. Die Sperrklausel ist zwar aus gutem Grund eingeführt worden, wirkt sich nach meiner Auffassung aber langfristig eher Nachteilig für die Stabilität der Demokratie aus (dem muss ich bei Gelegenheit mal einen eigenen längeren Blogeintrag widmen).

Direktere Demokratie und transparentere+offenere Parteistrukturen würde sicherlich viele zu mehr politischem Interesse bringen. Aber ohne dass die Bürger aktiv werden, wird sich sicherlich garnichts daran ändern — Selbst offensichtliche Fehler in unserem Wahlrecht wie das Paradoxa „Negatives Stimmgewicht“ (für das die Grünen einen Änderungsvorschlag eingebracht haben) werden nicht korrigiert obwohl das Verfassungsgericht dazu aufgefordert hat. Statt etwas gegen den „Zwang“ strategisch zu wählen (der bis zu Stimmenhandel führt) zu unternehmen, werfen die Politiker ihren Wählern Wahlmanipulation vor, wenn diese Prognosen verbreiten…

Da fällt mir doch wieder der Refrain vom Narrenschiff ein:
„Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig' um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs auf's Riff.“
…Da kann man nur über alle froh sein, die den Kurs „entern“ wollen…

Update:

Dazu passende Satire / Aufforderung wählen zu gehen…

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Landtagswahl Sachsen

Sun, 30 Aug 2009

Tags: Landtagswahl, Sachsen

Das vorläufige Endergebnis ist draussen. Es ist (wie man es aus Sachsen kennt) nicht besonders schön, aber immerhin gibt es auch ein paar positive Tendenzen…

CDU und Linke haben weniger Stimmen als 2004; SPD hat etwas, FDP deutlich dazugewonnen. Entgegen mancher Befürchtungen konnten die Grünen die 5% Hürde nicht nur bezwingen, sie haben sogar noch 3 Sitze dazugewinnen können. Die NPD wurde von den Wählern auf fast die Hälfte dezimiert — darf aber auch diesen Jahr gerne nochmal selbst beim Schrumpfen nachhelfen! Die Piraten erreichten achtenswerte 1,9% (das Doppelte der Europawahl im Juni).

Die Direktmandate gehen — bis auf jeweils einen in Chemnitz und Leipzig für die Linke — alle an die CDU. Die Union kann den Koalitionspartner nun fast frei wählen. Für mich sieht es gefährlich nach Schwarz/Gelb aus…

…ich werd heut Nacht bestimmt von Überwachung und Studiengebühren träumen…

Trotzdem noch was schönes: In meiner Wahrnehmung war diese Wahl so „piratig“ wie noch nie — Die Opposition hat diese Themen erfreulich stark vertreten. Hier meine beiden Favouriten: Eine Linke Piratin und CDU+Alt+Entf („Wenn du was ändern willst“ wird in einer anderen Version sogar mit „Entern“ geschrieben). Auch wenn ich über einzelne sächsische Piraten des öfteren verärgert war — die Piraten haben offensichtlich eine Existenzberechtigung…

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Symptombehandlung Geo-Engineering

Sun, 30 Aug 2009

Tags: Carbon Dioxide Capture and Storage, Geo-Engineering, Terraforming, anthropogene Probleme, Wachstumszwang, Rückkopplung, Nachhaltigkeit, Vision, Privat, Blog

Heise schrieb heute über „Künstliche Bäume gegen den Treibhauseffekt“ — Ein Vorschlag mit chemischen Absorbern CO2 aus der Luft abzuscheiden. Einer „Studie zufolge würden bei einer Absorptionsrate von täglich zehn Tonnen CO2 rein rechnerisch etwa 100.000 solcher Kohlendioxidfänger für die gesamten von Verkehr und Haushalten erzeugten Emissionen in England ausreichen“.

Klingt erstmal spannend…
…insbesondere für alle, die sich der anthropogen Einflüsse bewusst sind, jedoch bezüglich CO2-Emissionen nicht ernsthaft über Alternativen nachdenken wollen…

keine nachhaltige Lösung

…Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht, die Umwelt an unseren Wachstumszwang anzupassen. Selbst wenn die Probleme der CO2-Speicherung beherrschbar wären, würde es keine nachhaltige Lösung darstellen. Da fossile Energieträger (und andere Ressourcen) nur begrenzt verfügbar sind, gibt es zwangsläufig eine Grenze des möglichen Wachstums. Die Schätzungen über den Zeitpunkt differieren nicht nur nach Herkunft, auch gleiche Quellen liefern jährlich komplett abweichende Angaben. Was allerdings sicher ist: Je größer der Wachstum, desto eher wird es eintreten und umso radikaler werden die Folgen sein. Exponentielle Ressourcenverschwendung in Folge unseres Wirtschaftssystems wird nicht mehr lange funktionieren. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass meine Generation (und wahrscheinlich auch die meiner Eltern) die Grenze des Wachstums miterleben werden.

Symptombehandlung unterlassen!

Geo-Engineering ist keine Lösung für anthropogene Probleme — Es ist lediglich eine Symptombehandlung! Solch eine Negative Rückkopplung bezüglich der wahrgenommenen Symptome birgt schon als solche in sich unkontrollierbare Risiken — Noch gefährlicher ist, dass sie mit einer Positiven Rückkopplung der eigentlichen Probleme einhergeht! Das Motto „Die Welt durch Technik verbessern“ ist nur dann angebracht, wenn es sich um eine echte Verbesserung — keiner Substitution bekannter durch neue (möglicherweiße größere) Probleme — handelt.

Wir (die gesammte Welt) sollten gemeinsamm über nachhaltige Alternativen zum Status quo nachdenken und diese gestalten, statt einen ansonsten unvermeidbaren Crash hinauszuzögern und dadurch unnötig zu vergrößern.

Terraforming

Wenn wir stabile Lösungen für unsere Erde gefunden haben, können wir uns gerne an Terraforming auf anderen Planeten versuchen — Aber bitte nicht jetzt auf unserem!

PS: Happy Birthday

Bei den Recherchen für diesen Blogeintrag habe ich bei Google „exponentiell wachstum ressourcen“ eingegeben; Ich konnte kaum glauben, was ich als 4. Eintrag dazu gefunden habe: Josephs Cent — Was bedeutet exponentieller Wachstum? — Einer meiner ersten Einträge. Ich hätte erwartet, dass sich schon mehr Leute mit dieser Wortkombination beschäftigt haben! In diesem Fall würde ich mich sogar freuen, wenn mein Beitrag zukünftig weiter unten bei Google erscheint…

Es gibt auf jeden Fall viele wichtige Themen, die im Netz (und in den Köpfen) noch unterrepräsentiert sind — Ich bereue es nicht vor genau einem Monat mit dem bloggen angefangen zu haben. Dass neben Familie und engen Freunden (für die der Blog ursprünglich gedacht war) jetzt auch schon einige andere Nachwuchswissenschaftler und Politiker mitlesen freut mich besonders :)

Morgen beginnt bei mir das neue Semester, ich werde dann sicherlich nicht mehr ganz so oft zum schreiben kommen; werd mich aber dennoch bemühen. In dem Sinne: за здоровье и за сетевой журнал!

PPS: Öko-Stalinisten / Terroristen

Ich sollte echt vorsichtiger überlegen was ich schreibe — Nach der Definition von Internetausdrucker Michael Glos gehöre ich bestimmt auch schon zu den Öko-Stalinisten / Terroristen ;) Da fällt mir wieder der Liedtext von „Deine Schuld“ ein: „Und wenn Du etwas ändern willst, dann bist Du automatisch Terrorist“…

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Lukaschenko „korrigierte“ Wahlergebnis

Sat, 29 Aug 2009

Tags: Lukaschenko, Wahlbetrug

Bei den Präsidentschaftswahlen in Weißrussland im Jahr 2006 gab es einige Unregelmäßigkeiten. Oppositionelle (die von Wahlfälschung sprachen) wurden von Seiten der Regierung als Terroristen bezeichnet, Todesstrafen wurden angedroht.

Präsident Lukaschenko hat nun zugegeben, das Wahlergebnis „korrigiert“ zu haben — allerdings entgegen der Vorwürfe aus „psychologischen Gründen“ nach unten — Das „wahre“ Ergebnis (nach seinen Angaben 93%) hätte ihm keiner geglaubt…

…ob man ihm das jetzt glaubt muss jeder für sich entscheiden…

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У меня есть интернет в общежитие :)

Wed, 26 Aug 2009

Tags: Privat, Moskau, экску́рсия по го́роду

Endlich wieder Internet…

An dieser Stelle vielen Dank an meinen neuen Mitbewohner (von dem ich das Kabel nutze) und meinem „personal Computer Expert“ (der mir beim installieren von PPTP ohne Netz und den damit verbundenen ungünstigen Rückkopplungen geholfen hat)!

Die Kunde meiner guten Ankunft hat sich sicherlich bereits rumgesprochen, für alle anderen hier nochmal die Kurzfassung:

Nachdem das Wetter die letzten beiden Tage recht verregnet war, hatten wir heute perfektes Wetter. Das hab ich natürlich genutzt um die Stadt zu erkunden…

Nach einer Führung durch die Uni, einem Business Dinner und dem Einkaufen von Schreibzeug, hat René mich eine Runde über Красная Площадь, durch das ГУМ, sowie um den Кремль begleitet und dabei alles ausführlich erklärt :)

Im Anschluss bin ich alleine noch eine größere Runde durch den Süd-Westen der Stadt spaziert. Über die улица Арба́т (Achtung, der englische Wikipedia-Eintrag enthällt ein gefährliches Wort, das zur Einstufung als Terrorist führen kann) ging es zum Киевский вокзал / Europa-Platz und von dort aus die Москва entlang bis zu den Воробьёвы горы. Dort habe ich die wunderschöne Aussicht auf die Ломоносова Университет und über die Stadt genossen.

Besonders beeindruckend fand ich die ста́нция Воробьёвы горы — Diese Metro-Haltestelle befindet sich auf einer kombinierten Auto-, U-Bahn-, Fußgänger-Brücke über der Москва! Foto aus der ста́нция Воробьёвы горы Den Schnappschuss habe ich in der U-Bahn-Haltestelle gemacht; durch das Fenster kann man die Воробьёвы горы mit Ломоносова Университет (links) und Skisprungschanze (mitte) erkennen.

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Pressefreiheit à la CDU

Fri, 21 Aug 2009

Tags: SPD, Kritikfähigkeit, CDU, Pressefreiheit, Ursula von der Leyen

Wenn die SPD eine inhaltliche Diskussion abwenden will (weil ihr Standpunkt der Kritik nicht standhalten würde), erkärt Sie die Debatte einfach als „medial unerwünscht“.

Und wie verhindert die CDU, dass sie kritisch hinterfragt wird? Einfach mal selber angucken — Da ist kein weiterer Kommentar nötig…

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Grüne @Cafe 100

Fri, 21 Aug 2009

Tags: Privat, Wahlkampfveranstaltung, Karl-Heinz Gerstenberg, Finanzpolitik, Cem Özdemir, Kinderentzug, Banküberfall, PNu2=Emc2, Innenstadttunnel, Fibonacci, Relativitätstheorie

Ich hab gestern Abend kurzfristig aber noch rechtzeitig erfahren, dass die Grünen im Rahmen ihres Wahlkampf-Endspurts ins Cafe 100 eingeladen haben. Es war mal wieder ein interessanter Abend mit vielen guten Gesprächen :) Im folgenden eine paar Stichpunkte:

Update:

Bezüglich der Tunnelpläne haben SZ, Welt und Dresden Fernsehen berichtet…

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Komasaufen mit der Jungen Union?

Fri, 21 Aug 2009

Tags: Junge Union, Wahlkampf, Bildblog, Extra3, Netzpolitik.org

Wie kann man die CDU-Kampagnen „Wir gehen tiefer“ und „Wir haben mehr zu bieten“ noch überbieten?

…Vielleicht mit Koma-Saufen

Noch besser sind eigentlich nur die Remixe auf Netzpolitik.org des besonders bizarren Schäuble-Plakates.

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Handyortung — Ich weiß immer wo du bist!

Wed, 19 Aug 2009

Tags: Handyortung, Bewegungsprofil, Vorratsdatenspeicherung, Peter Schaar, 1984, Auf Nummer sicher, Freiheit statt Angst

Wer ein eingeschaltetes Handy mit sich herumträgt sollte wissen, dass sein Mobilfunkprovider aufgrund der Funktionsweise des Handynetzes immer über den aktuellen Standpunkt des Telefons informiert ist. Das ist schon lange bekannt, wer es etwas genauer wissen will, kann es in der Datenschleuder nachlesen.

Einige von der Sorte die schnell mal als paranoide Verschwörungstheoretiker abgetan werden, warnen schon seit dem es die „Cell Phones“ gibt vor den Gefahren. Es ist anzunehmen, dass neben den Sicherheitsbehörden auch die organisierte Kriminalität und die Wirtschaft großes Interesse an den Standortdaten haben dürften. Mit den relativ einfach erstellbaren Bewegungsprofilen lässt sich viel Geld verdienen, aber auch aus reiner Neugier können sie interessant sein. Hier nur drei Beispiele:

  1. Ein Einbrecher möchte wissen, wann der Millionär im Urlaub ist…
  2. Mein Arbeitgeber oder meine Versicherung möchte wissen, wo ich mich aufhalte während ich Krank geschrieben bin…
  3. Meine Freundin möchte wissen, wo ich gestern Nacht war — am besten auch noch wer dort in der Nähe war…

Das diese „unter Misstrauen leidenden“ Kritiker (bezüglich des staatlichen Interesses an unseren Daten) leider wieder einmal recht behielten, hat sich spätestens mit der Vorratsdatenspeicherung bestätigt. Seit dem sind die Provider gesetzlich verpflichtet, die Standortdaten verdachtsunabhängig (!) von jedem Bürger zu speichern und bei Bedarf den Ermittlungsbehörden zur Verfügung zu stellen.

Das es positiv sein kann, wenn die Polizei mit richterlicher Erlaubnis bei konkretem Bedarf herausfinden kann, wo sich eine gesuchte Person befindet ist nachvollziehbar. Ich habe es selber erlebt, als eine damals gute Freundin von zu Hause abgehauen war und auf diese Weise wiedergefunden wurde. Eine Vorratsdatenspeicherung halte ich jedoch für unnötig und gefährlich (weil die Daten schneller als gedacht in falsche Hände kommen können)! Sie wurde mit dem Argument „Terrorismusbekämpfung“ aber auch den anderen Floskeln („Bombenbauer“, „Pädophile“, „Rechtsextreme“, „Hetzpropagandaschreiber“ … „und Hacker“) von Politikern von denen die meisten nichts vom Thema verstehen beschlossen. Obwohl sie Wert auf die eigene Privatsphäre legen, werden solche Gesetze beschlossen, die zum Gläsernen Bürger führen.

Jede Privatperson kann jedes Handy orten

Leider bleiben diese sensiblen Daten nicht „nur“ beim Staat, denn auch die Wirtschaft will von ihnen profitieren. Wie immer wenn Daten gesammelt werden, entstehen damit neue Begehrlichkeiten, denen meist früher oder später nachgegkommen wird. Unvorstellbar, aber mittlerweile kann jeder diesen „Dienst“ nutzen um damit beliebige Personen ohne ihr Einverständniss auszuspähen !!!

Aber lest selbst: unser Bundesdatenschutzbeauftragter Peter Schaar beschreibt es in seinem Blog!

Ich hoffe nur, dass dieser Skandal Beachtung findet und zu angemessenen Konsequenzen führt…

1984 — Willkommen im Informationszeitalter

Auf dem 24C3 (also zur Einführung der Vorratsdatenspeicherung) haben wir unseren Mitmenschen einen „Guten Rutsch ins Jahr 1984“ gewünscht — Traurig, dass Orwells Imagination zur Realität geworden ist :(

An dieser Stelle noch eine Filmempfehlung: Auf Nummer sicher ist ein genialer Film, der das neue Zeitalter faszinierend reflektiert. Da bleibt nur hoffen und kämpfen, dass der letzte Bruchteil Fiktion dieses Films nicht auch noch Realität wird…

PS: Vielleicht versteht ja jetzt der ein oder andere von Euch etwas besser, warum ich es als „Freiheit“ bezeichne wenn ich nicht immer mein (eingeschaltetes) Handy mit mir rumtrage ;)

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Dresden 1 : Nazis 0

Tue, 18 Aug 2009

Tags: Nazis, Flashmob, Überparteilisch

Gestern hat sich Dresden erfolgreich am Flashmob gegen den Nazi-Flashmob beteiligt :)

Schön zu sehen, wenn alle großen Parteien und die Polizei mal zusammenarbeiten!

Mehr dazu steht in diesem Bericht über die Aktion.

Ein schönes Video von der Aktion gibt es auch…

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Mut zur Freiheit

Tue, 18 Aug 2009

Tags: Freiheit, Chaosradio Express, Freiheit statt Angst

Für die Leser, die Chaosradio noch nicht kennen, muss ich diesen tollen Podcast an dieser Stelle einfach mal erwähnen…

Die letzte Sendung hieß „Mut zur Freiheit“ und ist wieder mal absolut hörenswert — Ladet es euch runter und hört es euch an (falls ihr das nicht sowieso schon getan habt). Kann man ja auch schön nebenbei machen, aber selbst wenn man sich dafür explizit Zeit nimmt ist es diese wert!

Freiheit statt Angst

…Und in diesem Zusammenhang gleich nochmal der Aufruf zur Freiheit statt Angst zu gehen…

Nach der erfolgreichen Großdemo 2007 (bei der die Polizei leider etwas überreagiert hat) und Friede, Freude, Eierkuchen 2008 wird es nun Zeit für das nächste Demofest

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Geld ohne Zinsen

Tue, 18 Aug 2009

Tags: Vision, Geldumlaufsicherungsgebühr, Freigeld, Zinsproblematik, Wirtschaftssystem, Bernd Senf, Margrit Kennedy, Silvio Gesell, John Maynard Keynes

Erstmal vielen Dank für das Feedback der vergangenen Wochen! Die zahlreichen Gespräche über Wirtschaft (insbesondere mit BWL-Studenten, aber auch mit einigen anderen klugen Köpfen) haben mich bezüglich der genannten Probleme (Zinsproblematik, Schuldenfalle, schleichende Inflation, Wachstumszwang, zunehmend ungerechte Verteilung) zu einigen neuen Erkenntnissen gebracht: Die Wirkungen sind recht gut bekannt, über die Ursachen und Alternativen haben sich aber bisher nur die Wenigsten Gedanken gemacht. Für viele, die das derzeitige Finanzsystem verstehen aber von anderen Möglichkeiten nicht Bescheid wissen verteidigen den Status quo. Dies erfolgt mit Argumenten, die nachvollziehbar sind wenn man das derzeitige System im Kopf hat, allesdings aus einer globaleren Sicht nicht ausschlaggebend sein dürfen.

Alternativen zu unserem Finanzsystem

Einige Vorschläge werden in den verlinken Videos genannt, weitere im Buch „Geld ohne Zinsen und Inflation“ von Prof. Dr. Margrit Kennedy (das ich jetzt ausgelesen habe und gerne weitergebe…). In diesem Buch werden auch folgende Seiten verlinkt:

Besonders grundlegend dürfte es sein, eine Lösung für die Zinsproblematik zu finden. Ein Ansatz dafür ist die Geldumlaufgebühr, die ich im nachfolgenden kurz erklären möchte. Sie beseitigt einen entscheidenten Systemfehler (den Zins) — Für eine heile Welt sind aber noch weitere Änderungen (z.B. Bodenreform, Steuerreform) nötig über die ich ein andermal schreiben werde.

Geldumlaufgebühr als Lösung für Zinsproblematik

Wie beschrieben führt der Zins zwangsläufig zu globalen ernst zu nehmenden Problemen, darunter

Das Geldsystem sollte also dahingehend geändert werden, dass die zinsbedingten schädlichen Folgen behoben, die Funktionen des Zinses (vor allem der Anreiz überschüssiges Geld anzulegen) aber weiterhin erhalten bleiben.

Da es sich weiterhin auszahlen soll, wenn man unbenötigtes Geld anderen zum investieren zur Verfügung stellt, ein positiver Zins aber zu einer zerstörerischen Dynamik führt, ist es eine naheliegende Idee eine dem Zins gegenüberstehende Gebühr für das Horten von Geld einzuführen. Diese Umlaufsicherungsgebühr müsste die Höhe des langjährig gemittelten Zinzsatzes (ca. 5%) liegen um seine vollständige Wirkung zu entfalten.

Umlaufgesichertes Geld wird auch als Freigeld (da es frei von Zinsen und erzwungener Inflation ist) oder Schrumpfgeld (da sein Wert wenn es vom Markt zurückgehalten wird schrumpft) bezeichnet. Die Umlaufsicherungsgebühr muss zu festgelegten Zeitpunkten für jedes aufstaute (dem Umlauf entzogene) Geld bezahlt werden. Kosten entstehen nur für nicht genutztes Geld — Einkünfte und Konsum werden nicht belastet. Wenn alle die Geld horten (und damit der Wirtschaft schaden) die Gebühr zahlen müssten, entstände ein Ansporn das Geld abzugeben (als Gegenleistung würde man konsumieren oder investieren) oder es anderen (die es benötigen) borgen.

Während die Gebühr bei Giralgeld einfach abgezogen werden kann, muss Bargeld dafür zu bestimmten Fristen ausgetauscht oder mit Wertmarken versehen werden.

Dies würde zu vielen positiven Effekten führen:

Beispiele für Freigeld

Es gab und gibt bereits einige erfolgreiche Beispiele für umlaufgesichertes Geld. Abgesehen von den historischen Brakteaten handelt es sich dabei nicht um staatlische, sondern um lokale Komplementärwährungs-Initiativen. Besonders bekannt ist das „Das Wunder von Wörgl“. Viele deutsche Regionalwährungen mit Umlaufsicherung sind im Regiogeld e.V. zusammengeschlossen. Leider können die komplementären Regionalwährungen (insbesondere bei Bindung an andere Währungen) nur einen Teil ihrer Wirkung entfalten.

Schlussfolgerung

Ich habe vorhin erst wieder mit einem befreundeten Informatiker über diese Themen gesprochen. Er hat sehr viele Zusammenhänge selbstständig hinterfragt und geschlussfolgert, genau wie sie auch in den Werken von Keynes, Gesell, Kennedy und Senf beschrieben werden. Es ist schon spannend, wie so verschiedene fachfremde Wissenschaftler durch etwas Ethik und deduktivem Schließen auf so ähnliche Schlussfolgerungen kommen…

Freigeld stellt aus meiner Sicht eine vielversprechende Teillösung für viele unserer Hauptprobleme dar. Es sollte weiter durchdacht, in Komplementärwährungen erprobt und bei positivem Verlauf global umgesetzt werden.

Über weitere Gespräche zu diesem Thema mit euch würde ich mich freuen…

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Love, peace, happiness

Sun, 16 Aug 2009

Tags: Privat, Haldern, Woodstock

40 Jahre ist Woodstock her — Passend dazu Grüße vom Festival aus Haldern:

Grüße aus Haldern

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Unerwünschte (Wahl-)werbung

Sun, 16 Aug 2009

Tags: Werbung, NPD, StuRa

Der StuRa der TUD hat einen Flyer herausgegeben, der beschreibt wie man gegen unerwünschte Werbung — insbesondere Nazi-Wahlwerbung — vorgehen kann.

…Also lasst euch nicht zuspammen und leert die Kasse der NPD…

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Lobbyismus

Wed, 12 Aug 2009

Tags: Lobbyismus, LobbyControl, Frontal21

Frontal21 hat einen netten Beitrag über die Fünfte Gewalt und die Arbeit von LobbyControl gesendet.

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Anweisung gegen Menschenrechte zu verstoßen

Thu, 11 Aug 2009

Tags: Richtervorbehalt, Menschenrecht, Europäischer Gerichtshof, DNA-Datenbank, Großbritanien, Innenministerium

Letzte Woche stand bei Lawblog: „Die Ermittlungsrichterin lehnt es ab, eine Durchsuchung zu genehmigen. […] Aber weil die Beamten schon vor der Tür des Beschuldigten stehen, ignorieren sie das Wort der Richterin“. Ein betrübliches Beispiel welches zeigt, wie wenig Ernst der Richtervorbehalt genommen wird.

Heute schreibt heise von einem weiteren Fall, indem die Rechtssprechung bewusst umgangen wird: „Britische Polizeipräsidenten sind [vom Innenministerium] strikt angewiesen worden, ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte zur Speicherung von DNA-Proben Unschuldiger zu ignorieren“. Das Gericht hatte geurteilt, dass die Speicherpraktiken gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstoßen. Die Inselbewohner speichern bereits von mehr als 7% ihrer Einwohner — in dem meisten Fällen unberechtigt — die „Bauanleitung“!

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Neues/Altes von der Bahn

Tue, 11 Aug 2009

Tags: Privat, Deutsche Bahn, Bodo Wartke, Frontal21, Versäumnisse, Aktiengesellschaft

Nachdem ich gestern für nur 15€ über 1300km mit der Deutschen Bahn gefahren bin, hab ich heute nen lustigen und nen traurigen Link zum Thema DB:

Der lustige zuerst: Bodo Wartke hat einen schönen Artikel über Bahnreisen geschrieben.

Weniger übertrieben (aber um so trauriger) berichtet Frontal21 im Beitrag „Gefährliche Versäumnisse der Deutschen Bahn“.

Naja, das sind halt die Folgen, wenn nur noch an Aktionäre und Ausschüttungen an diese gedacht wird…

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Grüße aus Amsterdam

Mon, 10 Aug 2009

Tags: Privat, Amsterdam

Habe mich heute früh spontan entschieden für nen Tag mit nach Amsterdam zu kommen — das ist echt ne nette, weltoffene Stadt mit vielen historischen Häusern und lustigen Leuten :)

Ich und das DHL-Boot

Neben den DHL-Schiffen sind dort besonders die Mülltüten lustig. Aber seht selbst …

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Europäischer Umweg für die Judikative

Sat, 08 Aug 2009

Tags: Europäischer Umweg, Judikative, Bundesverfassungsgericht, Grundgesetz, Überwachungsstaat

Was macht unsere deutsche Legislative, wenn sie ein Gesetz nicht durch bekommt, es jedoch gerne würde?
Richtig, sie lässt das Europäisches Parlament eine Richtlinie beschließen, die ihre Mitgliedsstaaten zwingt ein entsprechendes Gesetz umzusetzen — Das nennt sich dann „Europäischer Umweg“!

Blos blöd, wenn das Gesetz offensichtlich verfassungswidrig ist (dann wird es ja vom BVerfG kassiert oder zumindest „verfassungskonform ausgelegt“)…
Was man dagegen machen kann?

Aber was werfe ich jetzt schon wieder einem Teil unserer Politiker vor? Wir wissen doch: „Niemand hat die Absicht einen Überwachungsstaat zu errichten!

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Verfassungsbeschwerde gegen Zugangserschwerungsgesetz — Antwort von Johannes Lichdi bei Abgeordnetenwatch

Sat, 08 Aug 2009

Tags: Johannes Lichdi, Abgeordnetenwatch, Zugangserschwerungsgesetz, Verfassungsklage, Thomas Jurk, Grundgesetzverstoß

Nachdem mir Johannes Lichdi bei Abgeordnetenwatch einige grundsätzliche Fragen zum Zugangserschwerungsgesetz beantwortet hatte, habe ich nun eine weitere Antwort bezüglich den Möglichkeiten einer Verfassungsbeschwerde bekommen.

Er meint ich hätte „richtig schwierige Rechtsfragen [gestellt], die man gutachtlich sorgfältig prüfen müsste“. Er entschuldigt sich, dass er dies jetzt nicht tun kann und nur seine Einschätzung zu den Fragen schreibt.

Besonders spannend finde ich folgende Aussage: „Eine Organklage von Mitgliedern des Sächsischen Landtags mit dem Vortrag, das Gesetz greife in Landeskompetenz ein, ist ein interessanter Gedanke“. Das man dafür eine sorgfältigere Prüfung bräuchte, kann ich gut nachvollziehen.

Seine Einschätzung zur Wichtigkeit rechtlicher Schritte gegen das Gestetz ist folgende: „Gerichtsverfahren sind Mittel zum Zweck, zentraler ist es die politische Debatte zu führen, wie es derzeit ja geschieht“ — Im Prinzip stimme ich ihm zu. Allerdings würde ich es trotzdem für vorteilhaft halten, wenn man das Gesetz stoppen könnte. Dies würde die negativen Folgen des Gesetzes beenden, für Klarheit sorgen bevor das Gesetz verlängert wird, hoffentlich wenigstens einigen Politikern begreiflich machen dass es so nicht geht, im Idealfall bei zukünftig geplanten Gesetzten für mehr Achtsamkeit sorgen (auch wenn die letzten BVerfG-Urteile das scheinbar leider nicht geschafft haben). Ich gehe davon aus, dass ein Gerichtsverfahren die politische Debatte nochmal beflügeln würde — von daher wäre es echt toll, wenn die dafür notwendige sorgältige Prüfung durchgeführt und bei angemessenen Erfolgschancen der Weg vor Gericht versucht würde.

Thomas Jurk will gegen das Grundgesetz verstoßen

Johannes Lichdi fragt, ob ich schon die „Antwort von Jurk im Freie-Presse-Chat zur Landtagswahl gelesen“ habe. Selbstverständlich (stand ja bei Lawblog und Fefe)!

Thomas Jurk, sächsischer Staatsminister für Wirtschaft und Arbeit und sogenannter „Spitzenkandidat“ der SPD für die Landtagswahl hatte im Chat der Freien Presse auf die Frage „Wieso schränkt die SPD die einfachsten Grundrechte durch die (wirkungslose) Internet-Zensur des Zugangserschwerungsgesetztes ein? Für mich verstößt die SPD damit gegen das Grundgesetzt!“ so geantwortet: „Hallo lieber "Pirat". Wenn wir gegen das Grundgesetz verstossen, weil wir Pädophilen unmöglich machen kinderpornografische Bilder aus dem Internet herunterzuladen, dann nehme ich das in Kauf. Ich persönlich hoffe darauf, dass wir das Problem lindern, wenn wir den Kunden von Kinderpornografie das Leben schwerer machen. Wenn deshalb irgendwo auf der Welt nur ein Kind nicht zu pornogrfischen Bildern mißbraucht wird, hat sich das gelohnt.

Hätte er nur einmal das Internet nach der Wirksamket von DNS-Sperren gefragt, hätte er Anleitungen zum umgehen (für Windows in 27s, für Unix in 15s) gefunden — Alternatv hätte er natürlich auch der Opposition oder einen der besser informierten aus den eigenen Reihen fragen können. Schlimmer noch als seine Unkenntniss ist seine Haltung gegenüber der Verfassung! Was ist eigentlich mit seinem Eid, die Verfassung zu achten und zu verteidigen???

Als ich das gelesen hatte, wollte ich ihm ursprünglich einen offenen Brief schreiben (bin leider nicht dazu gekommen), indem ich ihm erkläre dass er die SPD in Sachsen für mich dieses Jahr entgültig unwählbar macht. Außerdem wollte ich ihm im Interesse seiner Partei und des Freistaats nahelegen sein Amt nieder zulegen!

Eine Frage hätte ich ja noch an Johannes Lichdi: Möchte er in der Opposition bleiben und falls nicht, mit wem möchte er koalieren? Bei den aktuellen Verhältnissen dürfte die Antwort nicht leicht fallen :(

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Piraten und bisherige (schw)ampelfarbige Meeresbewohner

Sat, 08 Aug 2009

Tags: Piraten, Bewertung, Vision

Der Menschenrechtskämpfer Mahatma Gandhi hatte es nicht einfach, als er mit Satyagraha (Festhalten an der Wahrheit) etwas verbessern wollte. Einst äußerte er sich so: „Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du“. Es ist sicherlich ein streitbarer Vergleich, den ein Pirat in einem Video brachte, aber Die Piraten kämpfen mit ähnlichen Mitteln und Problemen für vergleichbare (aber gleichzeitig komplett unterschiedliche) Ziele:

Wie gehen die anderen Parteien mit den Piraten und ihren Themen um?

Bevor man über de Piraten urteilt, sollte man meiner Meinung nach betrachten wie sich die etablierten Parteien bezüglich der „Piraten-Themen“ verhalten — Im folgenden ein Versuch…

CDU/CSU

Unterschiedlicher als Union und Piraten könnten zwei Parteien kaum sein, sowohl im Bezug auf Inhalte, als auch auf die Wähler. Zu den Inhalten der CDU muss man nicht viel sagen (man könnte sie als Gegenteil zu dem bezeichnen, was die Piraten fordern). Zu den Wählern gibt es interessante Statistiken des Bundeswahlleiters von der Europawahl, die gut aufgearbeitet wurden.

Die Konservativen brauchen in den Piraten keine direkte Konkurenz sehen, da kaum ein Wähler vor dieser Entscheidung zwischen Schwarz und WeißOrange stehen dürfte. Die Piratenwähler kommen aus Oppositionsparteien — Es besteht sogar die Gefahr, dass die Piraten ungewollt der CDU zum Wahlsieg verhelfen könnte. Für Strategie-Wähler könnte das ein Grund gegen eine Stimme für die Piraten sein. Idealisten sollten darin eher einen Fehler in unserem Wahlsystem sehen.

Auch wenn die Piraten keine Negativkampagne der CDU gegen sich zu befürchten hat — Union und Piraten (sowie dem überwiegenden Teil der aktiven Netzwelt) trennen die Wähler in zwei komplementäre Lager — Dies wird von beiden Seiten leider mit viel Polemik bis Demagogie vorrangetrieben. Die Piraten haben den Internet-Slang inclusive Spitznamenpolemik von den Netzaktivisten übernommen. Während diese Form von Sarkasmus bei vielen Internetbewohnern auf Zustimmung stößt, wird sie von vielen (potentiellen) CDU/CSU-Wählern häufig fälschlicher Weise als Zynismus aufgefasst und kommt alles andere als gut an. Das wird von der schwarzen Pest (auch ich kann/will mir den schwarzen Humor nicht verkneifen — Zumindest nicht an dieser Stelle) für Wahlkampfzwecke ausgenutzt: Das Internet wird als Tummelplatz für Bombenbauer, Terroristen, Pädophile, Rechtsextreme und Hetzpropagandaschreiber bezeichnet, Fachleute als zwangsläufig schwerst kriminell abgetan und „Killer“-Spieler als zukünftige Amokläufer charakterisiert. Wähler, die sich mit diesen Themen kaum auskennen, glauben „ihrer Partei“…

Um in der Sache vorran zu kommen ist es unerlässlich, neben den Internetaffinen auch den „Internetausdruckern“ unsere Welt mit den für sie richtigen Worten zu erklären! Auch die Offline-Teilnehmer dieses Landes lassen sich von Fakten überzeugen — Offensichtliche Lügen („Kinderpornografie in 95 Prozent der Länder weltweit noch kein Straftatbestand“, „Kinderporno-Land Indien“) müssen aufgeklärt und auch außerhalb des Internets berichtigt werden.

Wenn die CDU die Schuld für die Zensur auf die SPD schiebt, wurde immerhin schonmal das Problem als solches (wenn auch nicht mit allen Schuldigen) erkannt ;)

SPD

Die SPD ist bekanntermaßen zerstritten — Sie deckt das gesammte Spektrum vom mit der CDU kuschelnden Teil bis zu den „SPD-Piraten“ ab — Alles was ich für die anderen Parteien sage, gilt demnach o.B.d.A. auch für die SPD.

Für meinen Wahlkreis regiert eine Frau der ersteren Sorte — Marlies Volkmer hatte mir auf meine Mail hin (nach langer Verzögerung) die gleiche Antwort wie auch andere sie bekommen haben gesendet.

Als positives Beispiel möchte ich die Jusos aus Sachsen nennen, die hatten immerhin bei der Online-Durchsuchung etwas (wenn auch nicht sehr viel möglich war) bewirkt.

FDP

Die FDP sieht sich selbst als vorbildlicher Vertreter der Bürgerrechte — Ihr handeln ist aber stark davon abhängig, ob sie gerade in der Opposition oder mit dem „falschen“ Koalitionspartner im Bett ist.

Scheinbar sieht die FDP die Piraten als ernste Gegner — kürzlich tauchte ein spannender Argumentations-Leitfaden der FDP gegen die Piraten auf. In diesem wird als „beste Strategie“ genannt, „die Piratenpartei gar nicht erst selbst aktiv ins Gespräch zu bringen und dadurch ihren Bekanntheitsgrad weiter zu steigern“ — Als es den Piraten in die Hände gefallen ist, wurde das Dokument gleich mal auf die eigene Seite kopiert, genannte Kritikpunkte wurden teils besprochen teils belächelt…

Linke

Von den Linken hab ich im Zusammenhang mit den Piraten nicht sonderlich viel gehört, auf sie dürfte irgendetwas zwischen FDP (mit der die Linken ja außer Bürgerrechten sonst kaum etwas gemeinsam haben) und Grünen zutreffen.

Im Berliner Abgeordnetenhaus konnten mich Rot-Rot nicht überzeugen. Schade auch, dass bei der Abstimmung zum Zugangserschwerungsgesetz viele fehlten.

Bei der Opposition aus der Heimat sieht es deutlich besser aus, im sächsischen Landtag hat die Linke bei mir meist einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Auch die Antwort von Katja Kipping auf meine Anfrage zu ihrer Position zum Zugangserschwerungsgesetz war damals sehr erfreulich.

Im Zusammenhang mit den Aktivitäten 2006 gegen die Videoüberwachung auf der Alaunstraße kann ich mich an eine gute Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Parteien erinnern, bei der die Linken eine zentrale Rolle einnahmen. Weitere solche gemeinsame Aktivitäten mit Sach- statt Parteipolitik wären wünschenswert.

An dieser Stelle möchte ich meine Freude darüber ausdrücken, dass Mitglieder der Linken und der Grünen (ich weiß sogar von Landtagsabgeordneten) beim Sammeln der Unterstützerunterschriften für die Landtagswahl der Piraten geholfen haben — Das ist gelebte Demokratie und vorbildliches Engagement für Inhalte!

Grüne

Eine lesenswerte Kritik eines Grünen über die Piraten hat Achim Wesjohann geschrieben, ich stimme ihm in vielen Punkten zu. Dennoch müssen sich die Grünen überlegen, was sie selber falsch gemacht und damit den Piraten überlassen haben!

Den Fall Thiesen sollte man weder über-, noch unterbewerten — Das so etwas in einer jungen, unstruktrierten Partei (in der man sich noch nicht so gut kennt) passieren kann ist verständlich, das ist den Grünen damals auch passiert. Allerdings müssen aus dem Fall größere Konsequenzen gezogen werden um so etwas für die Zukunft zu vermeiden — Die Piraten sollten sich klar gegen jegliches rechtes Denken abgrenzen!

Bezüglich der Anzahl der Mandate für die sächsische Landtagswahl und der Anmeldung zur Bundestagswahl sehe ich das ähnlich wie im obrigen Fall: Versäumnisse dieser Art können am Anfang leider passieren — Für die Zukunft hat man hoffentlich draus gelernt!

Viel kritischer sehe ich, dass ein Pirat in Berlin ausgerechtnet Hans-Christian Ströbele sein Direktmandat streitig machen möchte — Das hat für mich nichts mit Sachpolitik zu tun!

Die Grünen werden häufig als die den Piraten ähnlichste Partei bezeichnet, das sehe ich aufgrund folgenden Gemeinsamkeiten ähnlich:

Erste gemeinsame Aktivitäten zwischen Grünen und Piraten gibt es bereits: Fraktion im Europaparlament, Freiheit statt Angst, AK Datenbank — Das ist in meinen Augen der richtige Weg!

Was wünsche ich mir von den Piraten

Obwohl andere Parteien die Themen der Piraten zum Teil ähnlich gut abdecken, erhoffe ich mir einen Mehrwert durch die Piraten:

Kritikpunkte und Wünsche für die Zukunft:

Ich bin und bleibe bekennendes Nicht-Parteimitglied — Keine Partei konnte mich bisher ausreichend überzeugen. Vielleicht überleg ich es mir irgendwann nochmal anders, aber bis dahin beobachte ich das Parteienaquarium weiterhin mit durchmischten Gefühlen und unterstütze verschiedene Parteien bei konkreten Inhalten und Aktivitäten…

Update:

Achim Wesjohann hat einen weiteren guten, kritischen Beitrag über das Wahlprogramm geschrieben und die Piraten haben bereits angefangen über die konstruktive Kritik zu sprechen. Wesjohann zeigt viele Stellen im Programm auf, die beim nächsten mal ausführlicher sein sollten. Andererseits ist es meiner Meinung nach garnicht verkehrt, dass die Piraten erstmal ihre prinzipiellen Ideale aufschreiben statt sich sofort auf konkrete Maßnahmen (die später zweifellos benannt werden müssen) festzulegen. Ein interessantes pragmatisches Argument gegen ein Vollprogramm wird in der „wunderbaren Welt von Isotopp“ besprochen.

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Die Wirtschaft ist das Boot, in dem wir alle sitzen

Fri, 07 Aug 2009

Tags: Wirtschaft, Systemkrise, Fritz B. Simon, FAZ, Leseempfehlung

Fritz B. Simon schreibt heute in der FAZ einen sehr lesenswerten Artikel über unser Wirtschaftssystem und seine Probleme.

In einer Metapher beschreibt er: „Die Wirtschaft ist das Boot, in dem wir alle sitzen. Deswegen müssen wir auch die Löcher stopfen, die seinen Untergang zur Folge hätten. Aber die Sinnfrage: Wohin wollen wir mit diesem Kahn fahren? – oder realistischer: Wo wollen wir auf keinen Fall landen? – muss öffentlich diskutiert und politisch entschieden werden. Dabei sollten wir uns darüber klar sein, dass Boote, die nicht gesteuert werden, an Ufer getrieben werden können, die man lieber nie entdeckt hätte.“

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Tor-Bridges

Fri, 07 Aug 2009

Tags: Tor-Bridge, Anonymizer, Zensur

Wer anonym im Netz unterwegs sein möchte oder wer in einem von Zensur betroffenen Land ist, kennt sicherlich den Anonymizer TOR.

Klobs schrieb gerade von einem interessanten Feature: Tor-Bridges (Bridge-Relays) sind ein versteckter Einstieg in das Tor-Netzwerk, die von Zensur betroffenen Nutzern den Zugang ermöglichen sollen.

Nach meinem Wissen ist das Betreiben von Tor-Bridges rechtlich unbedenklich — Im Gegensatz zu Exit-Nodes wird die eigene IP höchstens beim Nutzer gespeichert.

Wenn ihr also sowieso schon Tor benutzt, schaltet bitte dieses Featur ein — Damit helft ihr unseren chinesischen und deutschen Freunden…

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relative Armut

Fri, 07 Aug 2009

Tags: relative Armut, Ungleichverteilung, Welthunger

Berthold Brecht schrieb: „Reicher Mann und armer Mann standen da und sah`n sich an. Da sagt der Arme bleich: 'Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.'“. Das ist nicht nur im Bezug auf die Ausbeutung der Armen durch die Reichen wahr, auch im Zusammenhang mit dem Begriff „relative Armut“ ist diese Aussage spannend:

Nach einer (in dieser oder ähnlichen Form) gängigen Definition (bei WHO, OECD, EU) wird als arm bezeichnet, wer ein geringeres Individualeinkommen als ein festgelegter Anteil (üblicher Weise 50%-60%) des Mittelwertes der Einkommen (in seiner Region) hat.

Diese Festlegung beschreibt zwar einen wichtigen Indikator für Armut, sollte aber nicht überbewertet werden, wie folgende Paradoxa zeigen:

  1. Wenn jeder doppelt (oder auch halb) so viel hätte, wären nach dieser Definition immernoch exakt genauso viele arm!
  2. Wenn es weniger Reiche gäbe (und damit ein geringeres mittleres Einkommen), dann gäbe es auch weniger Arme!
  3. Es werden nur Einkommen, aber keine weiteren Vermögen (Geld- und Sachbestände) eingerechnet!

Wie man Publikationen mit solchen Definitionen fälscht, zeigt www.weissgarnix.de heute am Beispiel der neusten Studie über arme Rentner. Dort steht, die Rentner in reichen Gegenden wären besonders arm, da sie nach Renteneintritt nicht ihr hohes „Einkommen auch nur annähernd halten können“.

Besonders spannend finde ich das zweiten Paradoxon: Aufgrund der extremen Ungleichverteilung in dieser Welt (den reichsten 1% gehören etwa 40% des weltweiten Reichtums) wäre die Armutsgrenze wenn man die reichsten 1% herausrechnet bei nur noch ca. 60% des aktuellen Wertes — Es gäbe also deutlich weniger, die man als Arm bezeichnen würde!

Wenn die Reichen nur gewillt wären, könnten sie den Armen sehr einfach helfen (und das ganz ohne irgendwelche Statistiken zu fälschen) — Eine Berechnung aus der weltweiten Einkommensverteilung ergibt: „Würde man den reichsten 1% etwa 10% ihres Vermögens durch steuerliche Massnahmen nehmen so könnte damit der Wohlstand der halben Weltbevölkerung verfünffacht werden!

Bis eine gerechtere Verteilung wirklich gewollt wird, werden weiterhin Milliarden Menschen hungern :(

Was meint ihr, wieviele Kinder während ihr diesen Artikel lest unnötig verhungern???

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Schweinegrippe-Warnung

Thu, 06 Aug 2009

Tags: Schweinegrippe, Warnung, TU Dresden, Bildung

Ich habe gerade folgende Mail bekommen:

Sehr geehrte TU-Angehörige,
aufgrund des sprunghaften Anstiegs der Erkrankungen an der Neuen Influenza (sogen. Schweinegrippe) in Deutschland bitten wir um Beachtung der Informationen und Verhaltenshinweise, die Sie über folgenden Link
http://tu-dresden.de/bfas
bzw. in den nächsten Tagen auch auf der TU-Homepage über -> Mitarbeiter und -> Studierende jeweils unter der Rubrik "Aktuelles zum Thema Neue Influenza" finden. Diese Veröffentlichung wird in Abhängigkeit von der Situation aktualisiert bzw. ergänzt.
Bitte achten Sie - besonders nach Auslandsaufenthalten - auf mögliche Anzeichen und suchen Sie bei Auftreten grippetypischer Symptome unverzüglich den Arzt auf. Um Ihre Kolleginnen und Kollegen bzw. Kommilitoninnen und Kommilitonen zu schützen, sollten Sie in diesem Fall das Ergebnis der ärztlichen Untersuchung zu Hause abwarten. Bei Erkrankung an der Neuen Influenza bitten wir um kurzfristige Information an den Betriebsärztlichen Dienst (HA: 36199; betriebsarzt@tu-dresden.de), damit ggf. TU-intern entsprechende Maßnahmen zur Verhinderung einer weiteren Virusausbreitung veranlasst werden können.
Für Rückfragen stehen Ihnen gern zur Verfügung:
Dr. Birgit Römer, Betriebsärztin
Dr. Petra Schilling, Leiterin des BfAs (HA: 34470)
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Hermann Kokenge (Rektior), Wolf-Eckhard Wormser (Kanzler)

Folgt man dem angegebenen Link findet man folgende empfohlene Maßnahmen bei einer Verschärfung der Lage:

In der Tagesschau hieß es heute bereits, dass erstmal keine Schulen geschlossen werden sollen — aber das könne sich schnell ändern. Ist das nicht etwas unverhältnismäßig???

Ich hab ja davon leider keine Ahnung, aber mich würde echt mal interessieren, wie groß die Gefahr real ist und wieviel davon übertriebene Panikmache ist! Wer sich zu diesem Thema besser auskennt oder gute Links weiß, kann sich ja mal melden…

Updates:

Folgende Leseempfehlung habe ich bekommen und möchte ich als solche weitergeben: Interview mit einer Kinderärztin wegen Schweinegrippe.

Ein weiterer Kommilitone hat mir folgende Aufnahme aus unserer Mensa geschickt… Kundeninformation zu H1N1 …In der Spiegelung erkennt man die Flasche mit dem Desinfektionsmittel, das jeder vorm Betreten der Räume benutzen soll. Schön ist auch die Präventionsmaßnahme „Berührung des Mundes vermeiden“ — Essen darf man aber hoffentlich noch mit dem Mund, oder?

Hier noch ein guter Beitrag von Frontal21

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Google, Microsoft und Yahoo

Wed, 05 Aug 2009

Tags: Google, Microsoft, Yahoo

Der Erfolg von Google

Google hat in einiges richtig gemacht: Sie waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort und haben einen großen Bedarf abgedeckt. Die Startseite ist übersichtlich, lädt schnell, wirkt freundlich und hat keine lästige Pop-Up-Werbung. Der Kunde bekommt scheinbar kostenlos immer mehr nützliche Dienstleistungen geboten…

Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor war und ist, wie der Suchmaschinen-Primus mit seinen Mitarbeitern umgeht (diese bekommen sehr viel — insbesondere Freiheit bei ihrer Arbeit — geboten) — Google zählt zu den beliebetesten Arbeitgebern. Nur mit diesen hochmotivierten und top ausgebildeten Angestellten ist die Erfolgsgeschichte des Unternehmens erklärbar.

Das Geschäftsmodell

Auch wenn es für viele so wirkt, Goolge verschenkt nichts!

Die meisten von euch wissen sicherlich, wie die SuchWerbemaschinen funktionieren. Den anderene sei dieser Film ans Herz gelegt. Zusammengefasst lässt sich sagen: Google verkauft Werbung und „die Wahrheit“ wie wir sie lesen sollen.

Kritik

Kein Schäuble dieser Welt ist so fleißig wie Google. Sie sammeln Daten über uns und werten sie so geschickt aus, dass sie mehr als wir selbst über uns wissen.

Immer neue Produkte bringen uns dazu, nicht nur zu verraten was wir gerade machen, was wir planen, wo wir sind, wo wir hin wollen, mit wem und was wir kommunizieren, was wir nicht wissen aber gerne wissen würden, …

Google dient für uns als Wissens- und damit als Meinungsprovider.

Wenn es dem Gewinn des Unternehmens dient, zeigt Google nicht unbedingt was wir suchen. Das haben sie mit der Selbstzensur in China hervorragend gezeigt. In Amerika flossen im Wahlkampf nicht nur Gelder, auch Inhalte wurden geändert. Google-Bomben wie das Ergebnis www.whitehouse.gov/president bei der Anfrage „miserable failure“ funktionierten unter dem neuen Präsidenten schlagartig nicht mehr.

Was man tun kann

Wer sich vor Google nicht ausziehen will, sollte nicht alle Dienste nutzen. So ist beispielsweise OpenStreetMap eine gute Alternative zu GoogleMaps. Besonders wichtig dürfte es sein, seine Mails nicht in Googles Hände zu legen.

Sehr wichtig ist, dass sich die persönlichen Daten (dazu zählen viele Suchergebnisse) nicht unnütz verknüpfen lassen. So sollte (wenn möglich) auf Cookies und andere unnötige Technologien verzichtet werden. Viele Details dazu gibt es beim Tor Project

Das wichtigste ist sicherlich, dass man sich seiner Probleme bewusst ist.

Microsoft und Yahoo

Der eigentliche Grund, warum ich heute zu diesem Thema schreibe, ist die neue Kooperation zwischen Microsoft und Yahoo. Microsoft hatte den Einstieg in den Internetgeschäft und damit einen wichtigen Markt für die Zukunft verschlafen. Ahnlich wie damals beim Internet Explorer soll nun mit viel Geld das versäumte nachgeholt werden.

So groß wie von WinzigWeich wahrscheinlich erhofft, ist der Deal (von dem sich die Redmonder vor allem Know-How erhoffen dürften) nun aber scheinbar doch nicht. So schreibt heise, dass Microsoft 400 Mitarbeiter von Yahoo übernehmen und ihnen dafür über drei Jahre 150 Millionen Dollar zahlen will. Zum Vergleich: Yahoo beschäftigt 14.500 Mitarbeiter und hatte 2007 einen Gewinn von knapp 7 Milliarden Dollar!

Selbst wenn Microsoft (wie sie Planen) zu Google aufschließen würde — Ich kann mir nicht vorstellen das dieser andere Monopolist besser mit unseren Daten umgeht…

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Wie die sächsische Polizei die Meinungsfreiheit einschränkt

Mon, 03 Aug 2009

Tags: Privat, Überwachung, Meinungsfreiheit, Versammlungsrecht, Johannes Lichdi, Piraten, AK Datenbank, Anfrage, Albrecht Buttolo, Repression, Polizei Sachsen, Demonstrant, Waldschlößchenbrücke, potentielle Störer, Auskunftsrecht, Ordnungswidrig, Nazi, Stephan Kühn, Demokratie, Freiheit statt Angst, Ernst-Wolfgang Böckenförde, Erich Kästner

Wie die Polizei uns überwacht

Ich habe gerade von Johannes Lichdi eine Mail mit einer interessanten Pressemitteilung bekommen:

Als innenpolitischer Sprecher der Grünen hatte er wieder einmal eine spannende Anfrage an die sächsische Staatsregierung gestellt, diesmal wollte er wissen was die sächsische Polizei über seine Bürger speichert. In der Antwort heißt es: „Der Polizeivollzugsdienst kann personenbezogene Daten speichern, verändern und nutzen, soweit dies zur Erfüllung seiner Aufgaben, zu einer zeitlich befristeten Dokumentation oder zur Vorgansverwaltung erforderlich ist“ — Es werden derzeit reichlich 7 Millionen Personendatensätze gespeichert, das sind im Schnitt 1,7 pro Einwohner! Innenminister Buttolo (CDU) möchte die Errichtungsanordnung geheim halten „um Einblicke in die Polizeiarbeit zu verhindern“! Dem entgegnet Lichdi: „Wer kontrolliert die Polizei? […] Bürger und Bürgerinnen müssen das Recht haben, Polizeiarbeit nachvollziehen zu können. Polizeiliches Handeln muss berechenbar bleiben.“

Repression gegen Demonstranten

Besonders schlimm für die freie Gesellschaft dürften sich die Repressionen gegen offensichtlich friedliche Demonstranten auswirken, so „wird mittlerweile sogar die völlig legale Ausübung von Grundrechten wie die Versammlungsfreiheit akribisch von der Polizei beobachtet, vermerkt und gespeichert“! So schreibt Michael Grasemann beispielsweise: „Ich bin entsetzt über die Masse gesammelter Daten. Die Polizei stigmatisiert mich so wörtlich als ‘bekannten Täter’, obwohl die Staatsanwaltschaft das Verfahren längst eingestellt hat. Und dies offenbar nur, weil ich mich jahrelang für das Dresdner Welterbe engagiert habe.“ In der PM heißt es: „Die Polizei vermerkt akribisch, dass Grasemann Demonstrationen angemeldet hat und notiert den Inhalt von Transparenten, als ob Versammlungen keine Grundrechtsausübungen, sondern eine Straftat wären“, ein solcher Eintrag sieht so aus: „Durch die ‘Initiative zum Erhalt des Welterbetitels’ wird eine Mahnwache durchgeführt. Es befinden sich 13 Personen und ein Hund vor Ort. Es wurde in einer Eisenschale ein Holzfeuer angezündet. Löschwasser ist vorhanden. Nach Rücksprache mit der Feuerwehrleitstelle gibt es keine Bedenken zu dem Vorhaben [...] Im Rahmen der Demo wurde ein ca. 30 m langes Transparent mit dem Inhalt ‘OROOZ contra Welterbe’ gezeigt und gemeinsam von den ca. 30 Teilnehmern gehalten“.

Das die Polizei inzwischen fast jede friedliche Kundgebung filmt (und die Daten für unbekannte Zeit aufhebt) muss ich niemandem erklären der in den letzten Jahren aktiv war. Was das für folgen hat, musste ich erst vorhin (in einem anderen Zusammenhang) im Gespräch mit Freunden hören: „Ich äußere meine kritische Meinung nicht öffentlich, weil ich die Folgen fürchte“! Ohne das Original verharmlosen zu wollen — Ich finde den Begriff Stasi 2.0 geeignet, um vor den aktuellen Tendenzen und ihren Auswirkungen auf die Zukunft zu warnen.

AK Datenbank vorgestellt

Auf Initiative von Grünen und Piratenpartei wurde nun der „AK Datenbank“ gegründet — ein schönes Beispiel wie gemeinsame Sachpolitik aussehen kann…

Das parteiübergreifende Aktionsbündnis beschreibt sich selbst so: „Wir wenden uns gegen die ausufernde polizeiliche Erfassung politisch engagierter Bürgerinnen und Bürger. Eine offene Gesellschaft ist Grundlage unserer Demokratie. Es darf nicht sein, dass das Verhalten von politisch oder anderweitig engagierten Menschen dokumentiert, als “auffällig” eingeschätzt, auf dieser Basis Bürger als “potentielle Störer” eingestuft und daraufhin Adressat besonderer polizeilicher Beobachtung oder Restriktionen werden.“ Sie fordern:

  1. klare rechtliche Grenzen für die Datenverabeitung durch die Polizei und andere staatliche Stellen
  2. Begrenzung des polizeilichen Handlungsrahmens im Vorfeld konkreter Gefahren und gegen sog. “Nichtstörer”
  3. Transparenz polizeilichen Handelns
  4. Stärkung der Auskunfts- und Löschungsansprüche der Bürgerinnen und Bürger
  5. überwachungsfreie Räume und freie Kommunikation

Der Arbeitskreis informiert über Auskunftsrechte bezüglich der eigenen Daten

und stellt dafür vorgesehene Formulare für Auskunftsersuch und Löschaufforderung bereit.

Auch ich persönlich von Repression betroffen

Diese Woche ging bei mir (und anderen Aktivisten) ein Schreiben ein, in dem mir vorgeworfen wird: „Sie haben […] an einem Aufzug im Rahmen der Aktion Bildungsstreik 2009 teilgenommen. Durch ihr handeln fühlte sich die Allgemeinheit erheblich belästigt. Im Rahmen dieser Aktion beteiligten Sie sich an einem symbolischen Banküberfall, bei welchem lautstarke Äußerungen getätigt und Flyer verteilt wurden.“

KSS, Dresdner Polizei, DNN, Indymedia und NerdyRoomTM schrieben über die Kunstaktion im Rahmen der Bundesweiten Aktionen, über welche auch Sächsische Zeitung, Youtube (friedlich, übertrieben hart, brutal boxend) und viele anderere Medien berichteten. Über die Aktion wurde sogar im Bundestag gesprochen.

Ich werde beschuldigt einen Rechtsverstoß nach § 118 Abs. 1 OWiG begangen zu haben. Dieser lautet: „Ordnungswidrig handelt, wer eine grob ungehörige Handlung vornimmt, die geeignet ist, die Allgemeinheit zu belästigen oder zu gefährden und die öffentliche Ordnung zu beeinträchtigen.“ — Die Strafandrohung scheint davon unabhängig zu sein (IANAL), ob eine moralische Vorwerfbarkeit (ethischer Unwert) vorliegt.

Unter „Beweise“ wird übrigens „Staatsschutz“ genannt — Nur gut, dass die heute (zumindest in Dresden) nicht ganz so hart wie zu den Zeiten der Staatssicherheit mit friedlich geäußerter, begründeter Kritik umgehen…

Ich bin mir keiner Schuld bewusst — Aber egal wie über mich geurteilt wird, ich werde mir meine Meinung und mein Recht diese Kund zu tun nicht verbieten lassen!

Mich würde ja mal interessieren, ob ich mit dem Platzverweis für das verteilen von Flyern und unterhalten mit Passanten (von denen die Meisten alles andere als „belästigt“ reagiert haben) schon in die sogenannte Datenbank „Gewalttäter Links“ (von der wir kürzlich Dank der Linken erfahren durften) registriert wurde ;) Aber das lässt sich sicherlich herausfinden, es ist nur eine Frage der Zeit bis diese geheimen Namenslisten das nächste mal veröffentlicht werden. Es dient meinem Vertrauen in diese Datensammler nicht sonderlich, wenn sie zum wiederholtem Male Exel-Tabellen „ausschwärzen“ (schwarze Schrift auf schwarzem Hintergrund) und dann veröffentlichen (und da steht ja auch nur drinne wem welche Straftat vorgeworfen wird)…

Das ganze erinnert mich an die Strafe für das Engagement des Stadtrats Stephan Kühn. Ist es nicht paradox, dass die Neonazis zum Jahrestag der Zerstörung Dresdens am Sabbat vor der Synagoge vorbeimarschieren dürfen — aber das „laute, jüdische Musik“ (Originalton Anklageschrift) spielen hinter dem Fenster der Stadtratsfraktion bestraft wird weil es die Nazis stört???

Aus Menschenwürde die Meinungsfreiheit abschafen

In diesem Zusammenhang gefällt mir folgender Kommentar des Lawblog ein: „Frau von der Leyen münzt das Abwehrrecht gegen den Staat in einen Handlungsauftrag des Staates um. Plötzlich ist die Menschenwürde ein Grund für staatliches Eingreifen – der Staat schützt die Menschenwürde seiner Bürger, indem er Dritten den Mund zuhält oder durch Stoppschilder dafür sorgt, dass sie im Internet nicht mehr gelesen, gesehen und gehört werden können. Das entfernt sich weit vom eigentlichen Sinn und Zweck des Grundrechts auf Menschenwürde. Wie absurd das Ganze ist, zeigt sich an von der Leyens Aussage, die Bewahrung der Menschenwürde begrenze Demokratie und Meinungsfreiheit auf das “richtige Maß”. So werden aus rechtsstaatlichen Grundelementen, die sich bedingen und ergänzen, Gegensätze.“

Freiheit statt Angst — Sag deine Meinung!

Wie der ehemalige Bundesverfassungsrichter Böckenförde sagte: „[Der freiheitliche Staat kann] nur bestehen, wenn sich die Freiheit, die er seinen Bürgern gewährt, von innen her, aus der moralischen Substanz des einzelnen und der Homogenität der Gesellschaft, reguliert“; oder wie es Kästner ausgedrückt hat (und wie auf dem Deckel meines Laptops steht): „Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist“ — Niemand kämpft für unsere Rechte, wenn nicht wir selber!

Ich hoffe, ich habe den ein oder anderen von euch wieder wach gerüttelt — Steht auf und tut mal wieder was für die Freiheit, es ist einmal mehr Zeit!

Am 12. September ist die diesjährige Freiheit-statt-Angst-Großdemo. 2006 waren es ca. 1000 Teilnehmer, 2007 waren wir 15.000, 2008 knapp 100.000 — Dieses Jahr geht noch mehr — Wir sind über 82.000.000 die es betrifft!

Ich bin zu dem Termin dieses Jahr 1850km entfernt, werde aber in Gedanken ganz in der Nähe sein. Ich hoffe ihr vertretet mich zahlreich — Dem ersten, der meint „ich würde ja hinfahren wenn ich das Geld hätte“ (das musste ich leider wirklich schon hören!) zahle ich die Fahrt1. Studenten aus DD können mit Sem-Ticket bis an die Grenze zu Brandenburg, ab dort lohnt sich ein zu fünft gekauftes Brandenburgticket. Für alle weiter anreisenden lohnen sich Wochenendtickets oder die Mitfahrt in einem der geplanten Busse und Sonderzüge. Wenn ihr noch jemanden für die Fünferkarte oder Mitfahrgelegenheit im Auto sucht, fragt mal in den einschlägigen Gruppen nach oder seid pünktlich am Fahrkartenschalter / am Bahnsteig.

1 gilt nur für Anreise mit angemessenem Verkehrsmittel aus Sachsen (oder von wo anders bei ähnlichen Kosten)

PS: Ja ich weiß, dass es jetzt alles wieder mal etwas einseitig war — Aber kann ja nicht schaden, wenn diese Seite (deren Bericherstattung unterrepräsentiert ist) mal wieder ausführlicher betrachtet wird ;)

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Al-Qaeda 'seek to infiltrate MI5'

Sun, 02 Aug 2009

Tags: Al-Qaeda, MI5, CIA, FBI, Bush, Bin Laden, Verschwörung, 9/11, fail

Das die USA seine Flugzeugentführer vom 11. September selbst ausgebildet hatte und dass es zahlreiche Verbindungen zwischen CIA, FBI und den Terroristen gibt ist nicht neu. Vom Ursprung von Al-Qaida, insbesondere der Entwicklung durch die die Unterstützungen der USA, berichteten sogar die Mainstream-Medien. Auch die persönlichen Verbindungen der Familien Bush und Bin Laden wurden ausführlich dargelegt.

Jetzt gibt es etwas neues für alle Ver- und Entschwörungstheoretiker, sowie andere Wahrheitssuchende:

Laut BBC waren die Geheimdienste der Briten nach 7/7 wohl etwas zu sehr in Eile. So war es „nicht verwunderlich“, dass das MI5 versehentlich Al-Qaeda-Symphatisanten rekrutierte sagt der „chairman of the Home Affairs counter-terror sub-committee“: „Any subversive organisation worth its salt is trying to do to our intelligence agencies what we are trying to do to them, I don't think we should be surprised“.

Unabhängig davon, wie skeptisch oder unkritisch man „der Wahrheit“ gegenübersteht — das zeigt mal wieder schön, wie groß die Gemeinsamkeiten von Geheimdiensten und Terrorgruppen sind und wie wenig man den Geheimdiensten vertrauen sollte.

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Josephs Cent — Was bedeutet exponentieller Wachstum?

Sat, 01 Aug 2009

Tags: Zinssystem, Finanzsystem, Wachstumszwang, Schuldenfalle

Angenommen Joseph hätte Jesus zu seiner Geburt ein Sparbuch mit 5% Zinsen eingerichtet und darauf einen Cent eingezahlt — Wieviel wäre diese Anlage jetzt wert?

Diese (auch als Josefs Pfennig bezeichnete) Aufgabe lässt sich (scheinbar?) mit einfacher Mathematik (wie sie jeder von uns in der Schule hatte) ausrechnen:

Zinsen ohne Zinseszinsen

Jeder Jahr kommt zum Anfangskapital (K0=1Cent) das Produkt aus Zinnssatz (i=0,05) und Anfangskapital dazu. Nach n Jahren ist das Endkapital (Kn) dann:
Kn=K0+n*i*K0=K0*(1+n*i)
Wenn man unsere Werte einsetzt, ergeben sich:
K2009=1Cent*(1+2009*0,05)=101,45Cent=1,01€ (ich werde im folgenden immer abrunden)

Das Kapital hätte sich also in den 2009 Jahren auf mehr als das 100fache vergrößert. Ist es nicht toll, wie Geld von alleine „arbeitet“ wenn man es einzahlt?

Zinsen mit Zinseszinsen

Auf Zinsen, die man „erwirtschaftet“, gibt es (im darauffolgenden Jahr) ebenfalls Zinsen — die Zinseszinsen. Damit sieht unsere Rechnung etwas anders aus…

Zu Anfang ist wieder der eine Cent:
K0=1Cent
Nach einem Jahr haben wir wie oben berechnet:
K1=1,05*K0=1,05Cent
Nach dem zweiten Jahr bekommen wir auf den 1Cent erneut die 5% Zinsen und auch auf die 0,05Cent Zinsen des ersten Jahres gibt es nun Zinsen in Höhe von 5%:
K2=1,05*K1=1,05*1,05Cent=1,052*K0=1,0125Cent
Der „Gewinn“ im zweiten Jahr ist größer als der des ersten Jahres. So wächst der „Wert“ die folgenden Jahre exponentiell:
Kn=1,05*Kn-1=1,05n*K0
Nach 15 Jahren hat sich der „Wert“ bereits mehr als verdoppelt — ein neuer Cent den man auszahlen könnte ist wie aus dem nichts entstanden:
K15=1,0515*K0=2,08Cent
Ohne Zinseszinsen hätte es dafür 20Jahre bedurft:
K20_ohneZinseszins=1Cent*(1+20*0,05)=2Cent
Nach 48 Jahren hat sich der „Wert“ dann mehr als verzehnfacht:
K48=1,0548*K0=10,40Cent
Ohne Zinseszinsen hätte dies 180Jahre gedauert:
K180_ohneZinseszins=1Cent*(1+180*0,05)=10Cent
Alle folgenden Jahre verzehnfacht sich die Anlage alle knapp 48 Jahre weiter…
K95=102Cent=1,03€ — Mehr als wir ohne Zinseszinsen in 2009 Jahren bekommen hatten!
K284=106Cent=10.417,43€ — Dafür bekommt man heute einen halben Goldbarren (1kg kostet gerade 21.446,20€)!
K1469=1031Cent=133.992.451.740.334.258.669.375.841.284,82€ — Gold im Gewicht der Erdkugel (mErde=5,974*1024kg)?!
K2009=1042Cent=37.093.843.173.054.376.852.389.831.079.484.649.398.020,21€ — 37Sextilliarden 93Sextillionen 843Quintilliarden 173Quintillionen 54Quadrilliarden 376Quadrillionen 852Trilliarden 389Trillionen 831Billiarden 79Billion 484Milliarden 649Millionen 398Tausend 20€ und 21Cent

Diese Zahl ist (zumindest für mich) unvorstellbar — Wenn man jeden Cent mit einer 128bit-Zahl kennzeichnen wöllte, währe das nicht ohne Dopplungen möglich. 256bit würden zwar theoretisch ausreichen, aber damit könnte man auch jedes Gramm des sichtbaren Universums codieren.

Bewertung

Bewertung des Zinssystems

Diese einfache Rechnung zeigt, dass die Realwirtschaft nicht so unbegrenzt exponentiell wachsen kann, wie es der Zins vorgibt. Selbst lineares Wachstum ist in einem begrenzten System (unsere Erde) nur begrenzte Zeit möglich! Langfristig muss die Wachstumsrate (erste Ableitung der Summe der Werte der produzierten Güter einer Zeitdauer) gegen Null gehen (konstante Produktionsrate auf hohem Niveau)! Als Ausnahme wäre nur Quallitäts- statt Quantitätswachstum bei konstantem Ressourceneinsatz denkbar — Da wir davon extrem weit entfernd sind, solllte aus meiner Sicht zunächst ein Abkehren vom Wachstumszwang erfolgen.

Weil die Realwirtschaft dem künstlichen Geld(mengen)wachstum nicht hinterherkommen kann, besitzen auch Langzeit-Anleger nicht mehr Werte als existieren — Der Geldwert wird überbewetet, Inflationen sind die Folge…

Außerdem führt der Zins zwangläufig zu einer Umverteilung der Werte von den ohnehin schon Armen zu den Reichsten. Spannende Berechnungen zeigen, dass auch der deutsche Mittelstand Verlierer des Zinssystems ist, nur die aller Reichsten bekommen (wenn man die Inflation herausrechnet) immer mehr!
Ein spannendes Thema zu dessen Details und Lösungsvorschlägen ich ein ander mal mehr schreiben werde…

Allgemein zu exponentiellem Wachstum

Wikipedia nennt folgende Beispiele zu exponentiellem Wachstum:

Das steht für sich und sollte keiner weiteren Ausführungen bedürfen!
Höchstens, dass mir aus der Informatik viele Aufgaben einfallen, die ab einem gewissen Punkt aufgrund des exponentiellen Wachstums der Kosten nicht lösbar scheinen. Wenn man sie mit den vorhandenen Ressourcen dennoch lösen möchte, muss man auf ein anderes Modell/System mit geringerer Komplexität wechseln!

Update:

Passend dazu habe ich gerade gelesen, was die „Friedensbank“ des Vatikans mit ihrem Geld macht: Sie investiert in Rüstungskonzerne.

Und was sagt eigentlich die Bibel dazu? Zinsverbot, Schulderlaß und Landrückgabe — Da können/müssen wir echt noch einiges von lernen!

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Tiefere Ursachen der Wirtschaftskrise — Ein Exkurs durch unser Finanzsystem

Fri, 31 Jul 2009

Tags: Weltfinanzkrise, Finanzsystem, Zinssystem, Schuldenfalle, Geldschöpfung, Wachstumszwang, FED, Bernd Senf, Edward Griffin, Margrit Kennedy

In den letzten Wochen habe ich mir verschiedene Begründungen für die derzeitige Wirtschaftskrise genauer angeschaut. Es gibt einige gute Erklärungen, die nicht nur den Anlass (die US-Hypothekenkrise) sodern auch die eigentlichen Hintergründe (grundlegende Mängel in unserem Finanzsystem) beschreiben. Im folgenden möchte ich einen kurzen Einstieg geben, weiter unten finden sich Videos welche die Problematik einfach erklären.

Kursabriss zu wahren Ursachen

Zinsen werden als etwas selbstverständliches betrachtet, doch sind sie das wirklich? Ich kenne keine rationale Begründung warum es Zinsen geben muss, dementgegen stehen aber einige durch Zinsen verursachte Probleme.

Wenn man einen verzinsten Kredit aufnimmt, muss man später mehr zurückzahlen als man ursprünglich bekommen hatte. Wo kommt dieses Geld aber her? Wenn man im beschränkten Raum denkt ist es möglich, dass der Schuldner von dritten Geld einnimmt und davon seine Zinsen an den Gläubiger zahlt. Wenn man global denkt, löst Geld von einem dritten das Problem aber nicht — Schuldner und Gläubiger wären sich dann zwar quitt, aber der Dritte hat dann weniger Geld als vorher. Es ist bewiesenermaßen unmöglich, dass in einem System mit konstanter Geldmenge alle Kredite zurückgezahlt werden können (unter der Bedingung, dass es überhaupt Schuldner und einen Zinssatz größer 0% gibt und dass keine Schulden erlassen werden).

Hier ein kleines Extremwert-Beispiel zum besseren Verständnis der Problematik: Angenommen in einem Wirtschaftssystem existieren eine Geldmenge in Höhe von genau 100 Talern und die beiden (juristischen) Personen A (wie arm) und B (wie Bill oder Bank). Was passiert nun, wenn der arme A eine größere Investition tätigen möchte und sich daher von B 96 Taler für ein Jahr zu einem Zinssatz von 5% leiht?
Richtig: A muss nach einem Jahr die 96 Taler + 5% Zinsen (4,80 Taler) zurückzahlen. Das macht zusammen 100,80 Taler — Aber es sind nur 100 Taler im Umlauf — Selbst wenn A all diese hätte, könnte er seine Schulden nie bezahlen!

Wenn Zinsen nicht abgezaht werden können, muss der Schuldner einen weiteren Kredit aufnehmen, was zu noch höheren Schulden durch Zins und Zinseszins führt, dies würde zu einer endlos wachsenden Schuldenbelastung führen die unumkehrbar ist (Schuldenfalle).

Die einzige Alternative, die das Rückzahlen der Zinsen ermöglicht, ist die Geldmenge zu erhöhen. Dies muss konstant in Höhe der Zinsen geschehen, führt also zu einem exponentiellen Wachstum der Geldmenge. Die Realwirtschaft kann langfristig nicht in gleichem Maße wachsen (auch wenn viele sogenannte Wirtschaftsexperten das immer wieder fordern), da wir nur nur endlich viele Ressourcen haben. Der Geldanteil, den die Geldmenge schneller wächst als die Realwirtschaft, ist ist nicht durch Werte gedeckt. Es gibt einen Überschuss an Geld, dies führt zum Wertverlust des Geldes, also einer Inflation.

Durch verschiedene Tricks (z.B. der Überschuldung des Staates) lässt sich die Tatsache der Geldentwertung längere Zeit verschleiern. Je länger dies der Fall ist, desto größer sind das Ungleichgewicht aus Geldmenge und Werten. Es muss in jedem Fall zu einer Geldentwertung kommen, deren Intensität (Höhe der Geldentwertung) von der Dauer seit der letzten Entwertung abhängt.

Die oben beschriebene Schuldenfalle und andere Auswirkungen des Zinsen gehören zu den Hauptursachen der wachsenden Schere zwischen Arm und Reich. Der Zins zwingt den Staat sich immer weiter zu verschulden, was die Handlungsfähigkeit der Regierung einschränkt und zu einer Abhängigkeit von der Wirtschaft führt. Außerdem führt der Zins wie oben beschrieben zwangsläufig zu Krisen, die wirtschaftliche und soziale Folgen haben. Der Wachstumszwang führt weiterhin zu sehr großen ökologischen Problemen (Ausbeutung der vorhandenen Ressourcen).

Das soll an dieser Stelle erstmal reichen, detailiertere Informationen zur Zinsproblematik finden sich beispielsweise bei Prof. Bernd Senf. Ich bin aufgrund obriger Argumentation überzeugt, dass Zinsen eins der fundamentalen Probleme in unserem Finanzsystem darstellen. Alternativen (von denen es bereits einige gibt, die ich ein ander mal vorstellen werde) sollten unbedingt besser untersucht und ausprobiert werden. Neben der Zinsproblematik gibt es auch noch weitere grundsätzliche Probleme im Finanzsystem, die mir reformbedürftig erscheinen, Beiträge dazu werden ebenfalls folgen….

Empfohlene Videos

Besonders gut verständlich und leicht konsumierbar sind folgende Videos:

Warum überall Geld fehlt — Gib mir die Welt plus 5 Prozent

Dieser schöne Märchenfilm beginnt mit den Worten „Eventuelle Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten und Personen sind weder zufällig noch unbeabsichtigt“. Es zeigt unser Finanzsystem und seine Auswirkungen auf Wirtschaft und Machtverhältnisse. Der Film zeigt viele Zusammenhänge sehr anschaulich, erklärt aber kaum theoretische Grundlagen und zeigt auch keine Lösungen auf.

Warum überall Geld fehlt — Gib mir die Welt plus 5 Prozent

Money As Debt / Geld als Schuld

Auch dieser Zeichentrickfilm beschreibt zuerst die Funktionsweise der Geldschöpfung am Beispiel des Goldschmiedes und zeigt dann die resultierenden Probleme des Zinssystems und Lösungansätze auf. Abgerundet wird der Film durch prominte Zitate. Das Ende gibt einen kurzen Einblick zu den in diesem Zusammenhang verbreiteten Verschwörungstheorien, der Rest wirk auf mich aber wissenschaftlich fundiert und deckt sich mit anderen Quellen. Der Film ist nur ein Einstieg in dieses komplexe Thema, aber in meinen Augen ein sehr gelungener. Den Film gibt es im englischen Original, als auch in deutscher Synchronisation.

Money As Debt

Geld als Schuld — Teil 1/5
Geld als Schuld — Teil 2/5
Geld als Schuld — Teil 3/5
Geld als Schuld — Teil 4/5
Geld als Schuld — Teil 5/5

Prof. Bernd Senf — Tiefere Ursachen der Weltfinanzkrise

Diese Vortragsserie von Prof. Bernd Senf gibt interessierten und geduldigen Zuschauern tiefe Einblicke in unser Wirtschafts- und Finanzsystem. Prof. Senf leitet auf humorvolle Art die gewichtigen Probleme ab, die noch von den wenigsten Ernst genommen werden, deren Auswirkungen aber bereits alle täglich spüren. Im letzten Teil werden Lösungsstrategien behandelt.

Prof. Bernd Senf — Tiefere Ursachen der Weltfinanzkrise — Teil 1
Prof. Bernd Senf — Tiefere Ursachen der Weltfinanzkrise — Teil 2
Prof. Bernd Senf — Tiefere Ursachen der Weltfinanzkrise — Teil 3

G. Edward Griffin — Creature From Jekyll Island — A Second Look at the Federal Reserve

Der Schriftsteller und Dokumentarfilmer G. Edward Griffin beschreibt in dieser Dokumentation die FED, unser Finanz- und Wirtschaftssystem, sowie Wege in eine bessere Welt…

G Edward Griffin — Creature From Jekyll Island — A Second Look at the Federal Reserve

Derzeit lese ich das Buch „Geld ohne Zinsen und Inflation“ der Ökologin Prof. Dr. Margrit Kennedy, es ist sehr gut geschrieben — Auch als Laie versteht man es und trotzdem gibt es keine offensichtlichen Lücken in der Argumentation. Ich werd hierüber bei Gelegenheit weiter berichten…

Wie schätzt ihr die hier genannten Probleme ein? Bitte sagt mir bescheid — interessiert mich!

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Zensursula hat doch was zu verbergen

Thu, 30 Jul 2009

Tags: Ursula von der Leyen, Ulla Schmidt, Frank-Walter Steinmeier, Angela Merkel, Affäre, Datenschutz, Informationsfreiheit, Überwachungsgesetz, Zugangserschwerungsgesetz

Als ich im Radio von Ulla Schmidts Dienstwagen-„Affäre“ hörte, dachte ich nur „wie lächerlich — können die nicht über die wirklich wichtigen Themen (ven denen es ja genug gibt) berichten“. Entsprechend gefallen hat mir der diesbezügliche Kommentar von Fefe. Er lässt sich so zusammen fassen: „Und so viel, wie die Frau gearbeitet hat, damit die Gesundheitskarte das vollständige Desaster ist, das es heute ist... da kann man doch nur froh sein, wenn die in Spanien Urlaub macht, kann sie wenigstens nicht noch mehr in Deutschland kaputt machen in der Zeit“. Offensichtlich sehen das aber nicht alle so — Auch Kanzlerkandidat Steinmeier befürchtet scheinbar einen Image-Schaden und hat sie vorerst aus seinem „Kompetenzteam“ genommen. Wie muss man es in diesem Zusammenhang bewerten, dass unsere Kanzlerin für Privattermine die Flugbereitschaft der Luftwaffe nutzt? Kommt es nur mir so vor, als ob hier manche Politiker more equal than others behandelt werden?

Von einer weiteren Dienstwagen-Affäre berichtete der Stern gestern: Unsere FamilenZensurministerin „braucht“ ihr Fahrzeug auch (laut Aussage einer Anwältin ihres Familienministeriums) zu „mehreren wöchentlichen Pendelfahrten auf der 280-Kilometer-Strecke“ zwischen Berlin und ihrem Wohnsitz bei Hannover. Das ergibt aufsummiert wahrscheinlich deutlich mehr als bei ihrer SPD-Kollegin. Das eigentlich spannende/lustige/traurige daran ist, dass sie scheinbar kein allzugroßes Interesse an der Aufklärung hat — Ihre Fahrtenbücher wollte sie zumindest nicht herrausgeben, unter anderem begründet sie es mit der „Vielzahl von personenbezogenen Daten“! Eigentlich halte ich hier den Grundsatz „Öffentliche Daten nützen, private Daten schützen“ für angemessen, Mitarbeiter des Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit sehen es laut Stern ähnlich.

Paradoxer könnte ich es mir nicht vorstellen: Sie ist doch sonst nicht dafür bekannt, dass sie Wert auf Datenschutz legt. Sämtliche Überwachungsgesetze der letzten Jahre hat sie mitzuverantworten (da geht es ja auch blos um die Daten von über 80.000.000 Bürgern), aber das ist ihr wahrscheinlich zu abstrakt. Schade, dass sie nicht begreifen will/kann wie „Dank“ neustem „Fortschritt“ viel genauere Bewegungsprofile als mit ihren Fahrtenbüchern erstellt werden: mit Mautdaten, Vorratsdatenspeicherung (insbesondere dem zu speichernden Handystandort), Videoüberwachung, RFID-Schnüffelchip (z.B. im Reisepass, in der Bahncard, bald auch im Personalausweis und bei manchen sogar unter der Haut!),…

Bezüglich ZensUrsulas Zugangserschwerungsgesetz gibt es indes eine kleine Neuigkeit: Das Gesetz liegt dem Bundespräsidenten noch nicht zum unterzeichnen vor und wird daher nicht wie vorgesehen zum 1. August in Kraft treten — In diesem Fall hatte Fefe also wieder mal recht, dass es für uns Bürger besser sein kann, wenn die Politiker teuren Urlaub auf Kosten des Steuerzahlers machen, statt übereifrig neue Gesetze auf den Weg zu bringen von denen sie nichts verstehen!

Update:

Neuigkeiten gibt es im Spiegel und im Stern-Artikel „Zensursula im Zickenkrieg“: „Ursula von der Leyen hat kein Verständnis für ihre Kabinettskollegin Ulla Schmidt: Die Affäre um deren Dienstwagen schade dem Ansehen der Politik.“ Ihre eigenen Fahrgewohnheiten (2 Dienstwagen + 2 Fahrer für unzählbare „Dienst“-Kilometer; Privatfahrzeug(e?) hat sie zusätzlich) hällt sie aber weiterhin für normal…

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Die Grünen und das Internet — Antwort von Johannes Lichdi bei Abgeordnetenwatch

Thu, 30 Jul 2009

Tags: Privat, Johannes Lichdi, Abgeordnetenwatch, Zugangserschwerungsgesetz, Matthias Güldner, Jörg Tauss

Nachdem bei der Abstimmung über das Zugangserschwerungsgesetz (aka Zensur(sula)) 15 Abgeordnete der Grünen durch ihr enthalten enttäuscht haben und nachdem Matthias Güldner diese Woche als dem Bundestagswahlprogramm seiner Partei wiedersprechender uninformierter Neunmalkluger die Netzwelt verärgerte, was sogar zu einigen Parteiaustritten bei den Grünen geführt hatt, gibt es jetzt wieder erfreulichere Nachrichten aus seiner Partei:

Der Bundesvorstand hat sich klar gegen Güldners Beitrag possitioniert und nochmal richtig gestellt, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist (was auch nicht ernsthaft gefordert, aber häufig vorgeworfen wird), jedoch auf keinen Fall ein bürgerrechtsfreier Raum werden dürfe.

Weiterhin konnte ich mich in dieser Sache über eine inhaltlich gute und ausführliche Antwort von Johannes Lichdi bei Abgeordnetenwatch auf meine Fragen freuen. Johannes Lichdi — MdL der Grünen und Direktkandidat für Dresden III — hatte mich bereits auf mehreren Veranstaltungen (Datenspuren, Chemnitzer Linuxtage, 1984-Lesung unter der Kamera, Bildungsstreik und natürlich im Landtag) überzeugt.

JL (er unterschreibt seine Mails an mich mit den gleichen Initialen, wie ich bei Mails an ihn) hat seine umfangreiche Antwort in mehrere Teile gegliedert. Zuerst erklärt er den Inhalt des Zugangserschwerungsgesetzes, danach fasst er die Kritik am Gesetz zusammen und legt das übliche Muster dar, wie Überwachungsgesetze durchgesetzt werden. Diese Ausführungen kann ich allen, die sich damit noch nicht beschäftigt haben nur wärmstens empfehlen!

Anschließend analysiert er die Problemfälle Güldner und die 15 Enthalter aus den eigenen Reihen. Seine Zusammenfassung warum sich diese Parteimitglieder wahrscheinlich so verhalten ähnelt der ausführlichen Begründung des SPD-Abstimmverhaltens von Jörg Tauss. Lichdi bedauert dieses Verhalten und erklärt warum man es dennoch tolerieren sollte. Er erläutert, dass die Grünen dazu stehen und ganz bewusst die namentliche Abstimmung beantragt hatten um für mehr Transparenz zu sorgen. Ein sehr interessantes Detail dass er erwähnt ist, dass „sich zahlreiche Abgeordnete der FDP und der LINKEN durch Abwesenheit“ der Abstimmung entzogen haben. Dies habe ich überprüft:

ParteiJaNeinEnthaltenNicht abgegeben
CDU/CSU198102411%
SPD190332612%
FDP0540712%
Die Linke03601732%
Die Grünen0331536%
fraktionslose11000%

Im Bezug auf die FDP stimmt die Aussage nicht ganz, dort haben sich (relativ gesehen) änlich viele wie bei SPD und CDU/CSU enthalten. Oder gibt es etwa auch soviele stille Kritiker bei diesen Parteien wie Verräter in der FDP? — Wäre ja erfreulich, nur sollten die dann öfter mal ihrem Gewissen statt der Kariereleiter folgen! Im Bezug auf Die Linken und die Grünen ist die Tendenz aber wie von Lichdi behauptet: Bei den Grünen waren in diesem Fall vorbildliche 96% anwesend, bei den Linken nur schwache 68%.

Eine nettes Feature auf das Lichdi verweist ist der Versuch das Sperrgesetz für InternetLeyenlaien zu erklären. Anschauliche Analogien, die ich für meine eigene Großmutter aber zum Glück nicht brauche — obwohl sie kein Internet nutzt, versteht auch sie die aktuellen Probleme und Lösungsansätze. Gestern hat sie mir davon erzählt, was sie in der Zeitung positives über die Piraten gelesen hat :)

Updates:

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Hello World!

Wed, 29 Jul 2009

Tags: Privat, Blog

Willkommen auf meinem Blog!
Ab sofort werde ich hier über Themen schreiben, die mich beschäftigen. Neben privaten Einträgen wird es sicherlich viel über Informatik geben, außerdem werde ich aktuelles Geschehen und festgefahrene Strukturen hinterfragen und kommentieren…

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